Stadträte kippen weite
Teile
des Erlebnisprogramms zum Konziljubiläums
Der Konstanzer Tourismus-Chef Norbert Henneberger war bei der Sitzung zwar anwesend, zum Ausgang sagte er zunächst aber nichts. Von den von ihm vorgelegten Ideen für das Konziljubiläum bleiben vorerst nur zwei größere Vorhaben übrige: Die Woche des Handwerks, die gemeinsam mit der Handwerkskammer Konstanz fortentwickelt werden soll und der Umbau des Konzilumfelds zu einem Begrüßungs- und Begegnungspunkt für Einheimische und Besucher des Konziljubiläums. Ganz verzichten wollte die Stadträte auf erlebnisorientierte Projekte im Rahmen der 600-Jahrfeier allerdings auch nicht. Das Geld, was durch das Streichen des Lädine-Nachbaus frei wird, soll nun für „erlebnisorientierte Projekte und als Reserve“ genutzt werden. Diese neuen Projekte müssen freilich erst noch erdacht werden.
Enttäuscht über diese Entscheidung zeigten sich Dorothee Jacobs-Krahnen (Freie Grüne Liste) und Jürgen Faden (Freie Wähler): „Schade, dass wir diese Angebote streichen. Damit sparen wir einige Zielgruppen aus, die wir mit dem sonstigen Programm eben nicht erreichen“, sagte die grüne Stadträtin Jacobs-Krahnen. Oberbürgermeister Uli Burchardt, ein großer Befürworter des Tourismusprogramms, erklärte, er hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht, „aber so sind nun mal die demokratischen Spielregeln“.
CDU, SPD, Linke Liste und FDP hingegen erklärten,
die jetzt vorgenommenen Kürzungen seien richtig. „Wir sehen die Lädine und
die Garküche nicht als öffentliche und städtische Projekte. Wenn das ein
privater Unternehmer machen will, dann sollte man das aber ermöglichen“,
sagte beispielsweise
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Programm wurde gestern Abend auch erneut über die Finanzierung des Jubiläums debattiert. Auf Antrag von SPD und UFG wurde jetzt auch eine Deckelung der Kosten für das Jubiläum beschlossen: Demnach darf die Stadt maximal rund 5,9 Millionen Euro für das knapp fünfjährige Jubiläum ausgeben. Das Gesamtbudget liegt bei rund 11 Millionen Euro.
Kein Geld für Nachbau des
mittelalterlichen Lastenseglers
Der
Konstanzer Tourismus-Chef erklärte, dass er es zwar bedauere, dass die Stadträte
kein Geld locker machen wollten für den Nachbau eines mittelalterlichen
Lastenseglers, einer so genannten Lädine, „aber das sind eben die
demokratischen Spielregeln: Wenn eine Mehrheit gegen ein Projekt ist, kann man
es nicht durchsetzen“, so Henneberger. Aus seiner Sicht wäre gerade die Lädine
eine gute Möglichkeit gewesen, auch überregional mediale Aufmerksamkeit zu
erregen. Nach der Ablehnung dieses Projekts werde sich nun vor allem auf die
touristischen Marketingaufgaben für das Konziljubiläum konzentrieren.
Ruth Bader, Organisationschefin des Konziljubiläums, zeigte sich selbstkritisch: „Wir haben es nicht geschafft, den Gemeinderat von dem Projekt zu überzeugen. Trotzdem bedauere ich natürlich das Aus für die Lädine“, sagte Bader im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Sie sieht aber auch einen positiven Aspekt der Ausschuss-Sitzung: „Abgesehen von den beiden gescheiterten Projekten, haben wir jetzt für das weitere Programm endlich grünes Licht und wir können mit der inhaltlichen Arbeit fortfahren“, so Bader.
Enttäuscht über die Ablehnung des Lädinenprojektes zeigte sich am Tag nach der Entscheidung auch das Archäologische Landesmuseum (ALM). „Wir hätten das Vorhaben gerne wissenschaftlich begleitet. Es wäre ganz sicher ein außerordentlich spannendes Projekt geworden. Schade, dass es jetzt nicht dazu kommt“, sagte Jörg Heiligmann, Direktor des ALM auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Unter Tourismusexperten sorgt die Teilabsage des touristischen Programms zum Konziljubiläum knapp ein Jahr vor Beginn für Kopfschütteln: „Den Konstanzern läuft jetzt die Zeit davon. In wichtige Kataloge kommt man so kurzfristig nicht mehr rein“, sagte eine Tourismusexpertin aus der Region.
(Michael
Lünstroth/Südkurier v. 21.02.13)