Stadträte kippen weite Teile 
des Erlebnisprogramms zum Konziljubiläums

Schluss mit lustig: Mit großer Mehrheit kippen Stadträte weite Teile des Erlebnisprogramms zum Konziljubiläum. Das Budget wird um mehr als die Hälfte gekürzt.

Schwere Schlappe für den Konstanzer Tourismus-Chef Norbert Henneberger: Mit deutlicher Mehrheit strichen gestern Abend Stadträte das vorgelegte Tourismusprogramm zum Konziljubiläum um die Hälfte zusammen. Diesen Kürzungen fallen vor allem die erlebnis- und unterhaltungsorientierten Angebote zum Opfer. Den geplanten Nachbau eines mittelalterlichen Lastenseglers, einer so genannten Lädine, wird es nun ebenso wenig geben, wie eine Garküche, in der mittelalterliche Gerichte zubereitet werden sollten. Insgesamt wurde das Budget für das „Erlebbare Mittelalter“, so der Titel für die Tourismusprojekte, von 900 000 Euro auf 350 000 Euro gekürzt.

Keine Lädine und keine Garküche

Der Konstanzer Tourismus-Chef Norbert Henneberger war bei der Sitzung zwar anwesend, zum Ausgang sagte er zunächst aber nichts. Von den von ihm vorgelegten Ideen für das Konziljubiläum bleiben vorerst nur zwei größere Vorhaben übrige: Die Woche des Handwerks, die gemeinsam mit der Handwerkskammer Konstanz fortentwickelt werden soll und der Umbau des Konzilumfelds zu einem Begrüßungs- und Begegnungspunkt für Einheimische und Besucher des Konziljubiläums. Ganz verzichten wollte die Stadträte auf erlebnisorientierte Projekte im Rahmen der 600-Jahrfeier allerdings auch nicht. Das Geld, was durch das Streichen des Lädine-Nachbaus frei wird, soll nun für „erlebnisorientierte Projekte und als Reserve“ genutzt werden. Diese neuen Projekte müssen freilich erst noch erdacht werden.

Enttäuscht über diese Entscheidung zeigten sich Dorothee Jacobs-Krahnen (Freie Grüne Liste) und Jürgen Faden (Freie Wähler): „Schade, dass wir diese Angebote streichen. Damit sparen wir einige Zielgruppen aus, die wir mit dem sonstigen Programm eben nicht erreichen“, sagte die grüne Stadträtin Jacobs-Krahnen. Oberbürgermeister Uli Burchardt, ein großer Befürworter des Tourismusprogramms, erklärte, er hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht, „aber so sind nun mal die demokratischen Spielregeln“.

Burchardt hatte sich andere Entscheidung gewünscht

CDU, SPD, Linke Liste und FDP hingegen erklärten, die jetzt vorgenommenen Kürzungen seien richtig. „Wir sehen die Lädine und die Garküche nicht als öffentliche und städtische Projekte. Wenn das ein privater Unternehmer machen will, dann sollte man das aber ermöglichen“, sagte beispielsweise Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU). Damit war auch die Union auf jene Linie eingeschwenkt, die vor allem Holger Reile (Linke Liste) und Jürgen Leipold (SPD) seit Monaten in Ratssitzungen wiederholt hatten.

Konziljubiläum darf Stadt maximal 5,9 Millionen kostet

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Programm wurde gestern Abend auch erneut über die Finanzierung des Jubiläums debattiert. Auf Antrag von SPD und UFG wurde jetzt auch eine Deckelung der Kosten für das Jubiläum beschlossen: Demnach darf die Stadt maximal rund 5,9 Millionen Euro für das knapp fünfjährige Jubiläum ausgeben. Das Gesamtbudget liegt bei rund 11 Millionen Euro.

(Michael Lünstroth/Südkurier v. 20.02.13) 

Keine Lädine zum Jubiläum - Tourismus-Chef nimmt's gelassen

Einen Tag nach der herben Schlappe in Sachen Konziljubiläum zeigt sich der Konstanzer Tourismus-Chef Norbert Henneberger gelassen. Tourismusexperten von außen schütteln derweil den Kopf über Konstanz.

Einen Tag nach der Abfuhr durch einen Gemeinderats-Ausschuss bemühen sich die Verantwortlichen für das Konziljubiläum um Zweckoptimismus. „Es gibt keinen Grund sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen. Es gibt noch genügend Themen und Aufgaben, die wir zu bearbeiten haben“, sagte Norbert Henneberger, Chef der Tourist-Information Konstanz (TIK). Am Dienstagabend hatte er im Betriebsausschuss des städtischen Eigenbetriebs Konzilstadt Konstanz eine deutliche Niederlage einstecken müssen: Die Mehrheit des Gremiums hatte sich gegen zwei seiner geplanten Vorhaben für das Konziljubiläum entschieden und Hennebergers Budget kurzerhand von 900 000 Euro auf 350 000 Euro gekürzt.

Kein Geld für Nachbau des mittelalterlichen Lastenseglers

Der Konstanzer Tourismus-Chef erklärte, dass er es zwar bedauere, dass die Stadträte kein Geld locker machen wollten für den Nachbau eines mittelalterlichen Lastenseglers, einer so genannten Lädine, „aber das sind eben die demokratischen Spielregeln: Wenn eine Mehrheit gegen ein Projekt ist, kann man es nicht durchsetzen“, so Henneberger. Aus seiner Sicht wäre gerade die Lädine eine gute Möglichkeit gewesen, auch überregional mediale Aufmerksamkeit zu erregen. Nach der Ablehnung dieses Projekts werde sich nun vor allem auf die touristischen Marketingaufgaben für das Konziljubiläum konzentrieren.

Ruth Bader, Organisationschefin des Konziljubiläums, zeigte sich selbstkritisch: „Wir haben es nicht geschafft, den Gemeinderat von dem Projekt zu überzeugen. Trotzdem bedauere ich natürlich das Aus für die Lädine“, sagte Bader im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Sie sieht aber auch einen positiven Aspekt der Ausschuss-Sitzung: „Abgesehen von den beiden gescheiterten Projekten, haben wir jetzt für das weitere Programm endlich grünes Licht und wir können mit der inhaltlichen Arbeit fortfahren“, so Bader.

Ruth Bader übt Selbstkritik

Enttäuscht über die Ablehnung des Lädinenprojektes zeigte sich am Tag nach der Entscheidung auch das Archäologische Landesmuseum (ALM). „Wir hätten das Vorhaben gerne wissenschaftlich begleitet. Es wäre ganz sicher ein außerordentlich spannendes Projekt geworden. Schade, dass es jetzt nicht dazu kommt“, sagte Jörg Heiligmann, Direktor des ALM auf Nachfrage des SÜDKURIER.

Unter Tourismusexperten sorgt die Teilabsage des touristischen Programms zum Konziljubiläum knapp ein Jahr vor Beginn für Kopfschütteln: „Den Konstanzern läuft jetzt die Zeit davon. In wichtige Kataloge kommt man so kurzfristig nicht mehr rein“, sagte eine Tourismusexpertin aus der Region.

(Michael Lünstroth/Südkurier v. 21.02.13)  

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