Geheimnisse aus Friedrichshafen: Die Sache mit dem Niedrigwasser

Adventskalender der Häfler Geheimnisse: Reste des alten Hafens am Schlosshorn sind nur bei Niedrigwasser zu sehen

Es ist ein merkwürdiges Bild: Vor dem kleinen schmucken Platz, dem so genannten Schlosshorn, der am Ende des gusseisernen Schlosshafenstegs liegt, ziehen sich in geraden Linien Reste kleiner, offensichtlich alter Holzpfähle ins Wasser, bilden vorne einen Knick und führen weiter. Allerdings kann man die Pfähle nur bei Niedrigwasser ausmachen – die meiste Zeit des Jahres verbirgt sie der See. Es handelt es sich doch um die Reste der alten Hafenanlage: Als Hofen im Jahre 1806 württembergisch wurde, zögerte der tatkräftige König Friedrich I. Wilhelm Karl von Württemberg (1754–1816) nicht lange und befahl den sofortigen Ausbau der Hafenanlage und der Straße nach Hofen. „Er wollte den Hafen für die Schweizer Schifffahrt und den Handel nutzen“, erzählt Heimatforscher Karl-Hermann Weidemann.. Die Bürger im benachbarten bayrischen Buchhorn beobachteten die Bemühungen des württembergischen Königs freilich mit großer Sorge. Stadtkommissar Schwaiger machte deutlich, dass es Buchhorn so lange nicht wirklich gut gehen würde, wie es von den königlichwürttembergischen Besitzungen eingeengt sei.

Schon als Hofen 1804 österreichisch geworden war, hatten die Buchhorner ein Problem gehabt: Ehe das Dorf an Österreich verkauft wurde, musste durch Buchhorn reisen, wer nach Hofen wollte. Doch dann habe Österreich eine Straße außerhalb der Stadt angelegt, und die Buchhorner mussten auf den Wegzoll verzichten. Der Ausbau des Hafens in Hofen tat ein Übriges. „Zumal in Bayern auch noch eine Maut eingeführt wurde und das An- und Abschiffen im Hofener Hafen wesentlich günstiger war“, erklärt Weidemann. Die Zufuhr in den Hafen von Buchhorn sei praktisch eingeschlafen.

Freilich rümpfte man in Buchhorn gehörig die Nase über den Hofener Hafen: Stadtkommissar Schwaiger schrieb, es wäre „wohlbekannt, daß die Schiffstelle zu Hofen äußerst unsicher sei“. In Buchhorn hingegen lägen die Schiffe selbst dann sicher und ruhig im Hafen, wenn es stark stürme.

(Südkurier v. 04.12.13)

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