Mit Dampf zur Weltpremiere

Bei den Unterseegemeinden wird Hansjörg Lang nun für den Öko-Dampfer weibeln. Ein modernes und mit Holzpellets beheiztes Dampfschiff wäre wohl eine Weltneuheit.

Ein moderner Öko-Dampfer verkehrt als Kursschiff auf Untersee und Rhein. Das ist die Vision des Vereins Pro Dampfer. Sollte sie Wirklichkeit werden, gäbe das eine Weltpremiere. Noch ist es nicht so weit. Aber im Thurgau weibelt mit Hansjörg Lang ein versierter Strippenzieher für diese Idee.

Engagement im Thurgau

Als Vizepräsident des Vereins Pro Dampfer wird Hansjörg Lang als nächstes alle Unterseegemeinden, auch die deutschen, anschreiben, um sie für den neuen Verein und die Dampfer-Idee zu begeistern. Schon als Kantonsrat setzte sich Lang für ein Dampfschiff auf Untersee und Rhein ein. Als sein Schaffhauser Kollege Eduard Joos 2008 ein Postulat für ein Dampfschiff im Schaffhauser Kantonsrat einreichte, stiess Hansjörg Lang im Thurgauer Grossen Rat mit einer Interpellation nach. Beide Kantone sind zusammen mit den Gemeinden Mehrheitsaktionäre der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein URh.

Zudem will der Verein Pro Dampfer bis zu 5 Millionen Franken sammeln, um so die Mehrkosten für einen Dampfer gegenüber einem herkömmlichen Kursschiff abzudecken. «Wir suchen Sponsoren», sagt Lang. Stiftungen oder technikbegeisterte Unternehmer kämen da in Frage.

Alles in Fluss

Die URh lehnte es – gestützt auf eine Machbarkeitsstudie – ab, ein Dampfschiff anzuschaffen. Doch der neue Verein pro Dampfer bewirkte inzwischen einen Sinneswandel: «Wir sind offen und konstruktiv», sagt Walter Sommer als Präsident des URh-Verwaltungsrats. Im November setzt er sich wieder mit den Dampfer-Freunden an einen Tisch. «Wir sind gesprächsbereit», sagt auch Walter Herrmann. Der URh-Direktor findet die Dampfer-Idee zwar verlockend, «aber was die ökologische und ökonomische Machbarkeit angeht, hege ich eine gesunde Skepsis.» Damit ist er nicht alleine. Verhalten klingt etwa David von Flüe, Leiter Unterhalt der Schifffahrtsgesellschaft Genfersee. Dort wurde der Raddampfer «Montreux» mit einer modernen Dampfmaschine ausgerüstet. Die braucht dank elektronischer Steuerung weder Heizer noch Maschinisten, sondern nur noch einen speziell geschulten Kapitän. Auch die Dampfmaschine funktioniert laut von Flüe inzwischen zur Zufriedenheit. Allerdings überzeugt sie ihn trotzdem nicht: Der Vater der neuen Dampfmaschine, Roger Waller, habe mehr versprochen. Waller ist Ingenieur und Geschäftsleiter der Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur. Er steht weiterhin zu seinen Versprechen. Dass seine Maschine nun weniger leiste, liege an den nachträglichen technischen Anpassungen seitens der «Montreux»-Besitzer. Waller verweist auch lieber auf die Erfolge seiner modernen Dampflokomotiven etwa für die Brienz-Rothorn-Zahnradbahn. Er ist überzeugt: «Dampfmaschinen erleben eine Renaissance. Diese Technik wurde zu Unrecht abgeschrieben.»

(Gundrun Enders/Thurgauer Zeitung v. 12.10.12)

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