Die Ära der «Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein (VSU)» reicht zurück bis ins Jahr 1824, als das Dampfschiff «Wilhelm» den Kursverkehr aufnahm.
Die Kursschifffahrt auf Bodensee und Rhein ist das älteste Beispiel für eine funktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit am internationalen See. Lange bevor von einer «Euregio» die Rede war, haben die Schifffahrtsunternehmen der einzelnen Länder bereits die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit erkannt und sich zunächst auf einen einheitlichen Fahrplan geeinigt. Dies zu einer Zeit, als gerade die ersten Dampfschiffe den See durchpflügten und das Wasser noch in erster Linie ein Transportweg für Waren war.
Die neue Ära begann vor 180 Jahren, als das erste Dampfschiff in Betrieb ging. Am 1. Dezember 1824 nahm die «Wilhelm» den regelmäßigen Kursverkehr zwischen Friedrichshafen und Rorschach auf. Bald gab es auch die ersten «Lust- und Spazierfahrten».
Die Kursverbindung Friedrichshafen-Rorschach blieb nicht die einzige, und zwischen 1830 und 1860 entstanden die Dampfschiffahrtsgesellschaften auf deutscher und Schweizer Seite, dann auch in Vorarlberg. 1847 wurde bei einer Konferenz in Rorschach erstmals ein gemeinsamer Fahrplan aller Dampfschiffahrtsgesellschaften beschlossen. Ab 1864 waren es die «Vereinigten Dampfschiffahrtsanstalten», die sich zu diesen Konferenzen trafen. In den Achtzigerjahren werden daraus die «Vereinigten Dampfschiffahrtsverwaltungen für den Bodensee und Rhein», der neben den bayerischen, württembergischen und badischen Staatseisenbahnen auch die Schweizerische Nordostbahn und die österreichischen Staatsbahnen angehörten.
Die Aufgaben des Verbandes waren in der Folgezeit nicht nur die Fahrpläne, sondern alle Belange der Bodensee-Schifffahrt, zum Beispiel das «Betriebsreglement für die Beförderung von Personen, Reisegepäck, Leichen, Fahrzeugen, lebenden Tieren und Gütern», wie es im Übereinkommen von 1907 heißt. Die Zeiten änderten sich, auf die Dampfer folgten die Motorschiffe, der Warenverkehr ging zurück, der Personenverkehr nahm zu, der Verband aber blieb - wenn auch unter neuem Namen: Es waren dann die «Vereinigten Schiffahrtsverwaltungen für den Bodensee, Untersee und Rhein». Nach kriegsbedingter Unterbrechung wurden sie 1952 wiedergegründet als «Vereinigte Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein (VSU)», dem heute die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), die Geschäftseinheit Bodensee-Schifffahrt der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) und die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) angehören.
Der Zweck - die Pflege und Förderung des Schifffahrtsverkehrs - und die Aufgaben sind weitgehend die gleichen geblieben: Betriebsvereinbarungen, Fragen der Sicherheit, gemeinschaftlicher Fahrplan, einheitliche Tarife sowie interne Vereinbarungen. Viermal jährlich treffen sich die Mitglieder, um die nötigen Regelungen zu vereinbaren und Aktuelles zu besprechen.
Werner übernimmt Vorsitz
Zuletzt trafen sich die Mitglieder der «Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein» (VSU) am 28. Januar in Diessenhofen. Neben der Saisonvorbereitung wurde dort auch ein personeller Wechsel vollzogen. Seit 2001 liegt die Leitung der Verbandsgeschäfte bei den Konstanzer Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) als grösster der vier beteiligten Gesellschaften. Nun wurde diese Aufgabe vom scheidenden BSB-Geschäftsführer Dieter Bögle, der 15 Jahre den VSU-Vorsitz hatte, an seinen Nachfolger Kuno Werner übergeben. Er wird diesen nach Meinung der Mitglieder «schönen, angenehmen Verband» im bisherigen Sinne weiterführen. Dieter Bögles Motto lautete: "Die VSU hat sich der internationalen Arbeit verschrieben, sie verbindet und führt zusammen."
(St. Galler Tagblatt v. 02.02.2004)