Als Matrose angefangen

In seinen fast dreißig Dienstjahren auf der Konstanzer Fähre arbeitete sich Hermann Wieland bis zum Schiffsführer hoch. Von 1960 bis 1987 befuhr der 79-Jährige die Strecke zwischen Meersburg und Staad. Mit dem begeisterten Hobbyfotografen und Sammler sprach Katja Reimann.

Herr Wieland, Sie haben 30 Jahre bei der Fähre als Kapitän gearbeitet?

Nicht nur als Kapitän. Ich habe von der Pieke auf angefangen. Zuerst war ich ein Jahr lang Deckmatrose. Danach bin ich als Kassierer eingelernt worden. Da war ich neun Jahre tätig. 1970 habe ich dann die Schiffsführer-Prüfung abgelegt und bis zu meiner Pensionierung bin ich Kapitän gewesen.

Was mochten Sie an Ihrer Arbeit auf der Fähre?

An und für sich alles. Ich habe Freude gehabt an meiner Arbeit,und es hat mir gut gefallen, obwohl wir mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, als die heutige Generation.

Was waren das für Schwierigkeiten?

Das fing morgens beim Dienst schon an. Damals hatten doch die wenigsten ein Auto, es fuhr kein Bus und die erste Schicht hat um fünf Uhr angefangen. Also fuhr ein Mannschaftsbus die Runde in der Stadt und hat die Besatzung eingesammelt. Das hieß: Morgens um vier Uhr aufstehen, denn um halb fünf musste ich an der Haltestelle sein.

Gibt es ein Ereignis aus den dreißig Jahren Arbeit auf der Fähre, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Da habe ich so viele, dass ich ein Buch drüber schreiben könnte. Ich hatte zum Beispiel mal das Pech, dass ich mit einem Fährschiff auf Grund gefahren bin. Das war morgens im dicksten Nebel vor Meersburg. Damals hatten wir nur ein Radar und das war auf dem Staader Steuerhaus. Und wenn ich Richtung Meersburg gefahren bin, hat auf der anderen Seite vom Schiff ein Kassierer das Radar bedienen und mir die Daten angeben müssen. Da hat man sich nicht immer drauf verlassen können.

Fahren Sie heute ab und zu noch eine Runde zum Plausch mit alten Kollegen?

Ab und zu. Doch die Zeiten haben sich geändert. Damals haben wir nach dem Dienst noch oft zusammengesessen und ein Bier getrunken. Das ist heute nicht mehr so.

(Südkurier v. 09.08.03)

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