Schulausflug mit der ersten Fähre

Der Konstanzer Fritz Weber hat die Bauarbeiten für die erste Fähre als kleiner Junge genau verfolgt

Über eines hat sich Fritz Weber im Sommer 1928 besonders gewundert: Auf so einer Fähre, einem Schiff das doch "hinten und vorne völlig gleich aussieht", wo ist denn da Steuerbord und wo ist Backbord?

Dem damals Zwölfjährigen waren die Begriffe vom Segeln wohl bekannt. Und dennoch wusste er sie auf das neue und eigentümlich aussehende Schiff erst dann anzuwenden, als die Steuerleute ihn aufklärten: Natürlich wechselt die Ansicht, je nachdem in welchem Steuerhaus der Schiffsführer steht.

Fritz Weber schmunzelt, wenn er an die Anfänge der Fähre denkt. Der geborene Konstanzer lebt heute wieder im Haus seiner Eltern in Allmannsdorf und kann sich die Ereignisse vor 75 Jahren gut ins Gedächtnis rufen: "All das was heute Vorgelände ist, war damals See", erklärt Weber.

Etwa dreißig Meter weit sei das Ufer damals extra für die Fähre aufgefüllt worden. "Da hat man dann gesprengt und wir Kinder konnten Fische fangen", erinnert sich der 87-Jährige. Die ganzen selbst gefangenen Laugele brachte er zum Räuchern nach Hause.

Die gesamte Bevölkerung habe der Fähre sehr misstrauisch entgegengesehen, sagt Fritz Weber. Doch als das neue Schiff den Betrieb aufnahm und alle merkten, welche Bewegung so eine Fähre bringt, habe sich die Stimmung schlagartig geändert.

Einem sehr interessierten Lehrer verdankt Fritz Weber auch den ersten Ausflug auf der Fähre. Als diese ihren regulären Betrieb noch nicht aufgenommen hatte, fuhr die Schulklasse einmal in Richtung Mainau hinaus und wieder zurück. "Da haben sie uns auch erklärt, wie das mit den Maschinen und den Schrauben vorne und hinten funktioniert", erinnert sich Weber. Damals habe er sich ständig gefragt: "Wie kann man so etwas nur steuern?"

Als Zimmermann war der Vater Fritz Weber zuständig für die - damals hölzernen - Pfähle im Fährebecken. Auch Fritz Weber erlernte das Handwerk und half bei den Rammarbeiten. An Pfingsten 1963 arbeitete er sogar noch am Holzboden auf der alten "Meersburg".

Geheimnis gelüftet

Mit der Fähre ist er all die Jahre hindurch immer gerne gefahren. Zum Beispiel nach Meersburg ins Kino. "Das war billiger als mit dem Bus in die Stadt", erzählt Weber. Und das Geheimnis um die Steuerung hat er inzwischen auch gelüftet: "So richtig bolzengerade kann man mit diesem Schiff eben gar nicht fahren."

(Südkurier v. 26.08.03)

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