Wein zum 100. Geburtstag der „Hohentwiel“

Das Dampfschiff ist jetzt ein Jahrhundert alt. Viele geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft feierten mit.

Waren das anstrengende Jubiläumstage in Bodman! Neben den Einweihungsfeierlichkeiten der neuen Ortsmitte, standen das 100-jährige Jubiläum des Dampfschiffes „Hohentwiel“ und das 30-jährige Bestehen des Deutschen Dampfbootvereins (DDV), der bekanntlich seinen Sitz in Bodman hat, an. Nach der Hauptversammlung des DDV im Seeum und dem Festakt im Zollhaus Ludwigshafen gipfelte das Treffen mit einem Dampfbootrennen vor der Bodmaner „Küste“, das die Seeum-Gäste von der für sie renovierten „Hohentwiel“ aus verfolgen konnten. Schließlich gab es noch einen hundertjährigen Jubilar, der extra aus Belgien angereist war: Ein Stanley Steamer Montain-Wagen aus dem Jahr 1913, ein zwölfsitziges Dampfauto aus den USA, das wie der Name schon sagt, nur mit Dampf angetrieben wird. Jubiläen, bei denen sich alles um Dampf drehte.

Das Hauptaugenmerk galt am Sonntag der 100-Jahr-Feier des Schaufelraddampfers „Hohentwiel“, der seit seiner Indienststellung als Oldtimerschiff in Bodman einen Hafenplatz mit Bleiberecht hat, den einzigen am deutschen Bodensee-Anteil. Petrus meinte es mit den Festgästen gut, denn die dunklen Regenwolken hatten einem hellen Gewölk Platz gemacht und zeitweise schien sogar die Sonne. Vor dem Gräflichen Schloss kam das Dampfauto mit seinem belgischen Besitzer Jean Tilmans am Steuer vorgefahren, um dort die Gräfliche Familie und Bürgermeister Matthias Weckbach an Bord zu nehmen und die Gäste zur neuen Ortsmitte zu chauffieren. Im Seeum ging der Empfang der Gemeinde für die „Hohentwiel-Crew“ über die Bühne, mit musikalischer Begleitung zweier Drehorgelspieler in historischer Kleidung wie sie vor 100 Jahren üblich war.

Bürgermeister Matthias Weckbach hieß die Crew der „Hohentwiel“ mit Kapitän Adolf Franz Konstatzky,Obersteuermann Robert Kössler und Chefmaschinist Christian Hämmerle an der Spitze herzlich willkommen und freute sich besonders über das Kommen des früheren Kapitäns Reinhard E. Kloser (Bregenz), der sich als Schiffsingenieur für die originaltreuen Wiederherstellung der „Hohentwiel“ in besonderer Weise verdient gemacht hat. Ein herzliches Grußwort galt auch dem Dampfboot-Experten Karl Sailer, der immer an der Seite Klosers bei der Sanierung des Dampfschiffes zu finden war. „Er hat mich bei Nacht und Nebel mit der Hohentwiel bekannt gemacht“, erinnerte sich Weckbach. Bei dieser Gelegenheit würdigte der Schultes die Männer, die sich ehrenamtlich um die Schifffahrt am See-Ende verdient machen wie eben Karl Sailer und Manfred Rettich.

Wilderich Graf von und zu Bodman, dessen Haus einst die Gründung der Motorbootgesellschaft Bodman initiierte, sprach von einem „stolzen Jubiläum“. Das Aufkommen der Dampfschifffahrt und der Bau eines Hafens in Ludwigshafen durch das Großherzogtum Baden habe beiden Gemeinden einen gewissen Wohlstand beschert, und er erinnerte insbesondere an das damalige Dampfschiff „Leopold“, das viele Jahre Waren transportiert habe. „Dampfschiffe haben 150 Jahre den Bodensee geprägt“, sagte Graf Bodman, der die „Hohentwiel“ als ein attraktives Schmuckstück der gesamten Region bezeichnete. Kapitän Adolf Franz Konstatzky meinte: „Wer die „Hohentwiel“ einmal gesehen hat, kann ihrem Zauber nicht entgehen. “ Er bedankte sich bei der Gemeinde, die dem Schiff zu einem zweiten Heimathafen verholfen habe, aber auch bei Karl Sailer für dieses Zustandekommen. Kapitän i.R. Reinhard E. Kloser schilderte den Werdegang der „Hohentwiel“ vom Wrack zum schönsten Schaufelraddampfer Europas. Zielstrebig habe man sich unter dem Lindauer Landrat Klaus Henninger und ihm als Projektleiter trotz großer Skepsis an die Arbeit gemacht und nach vierjähriger Bauzeit das schier Unmögliche geschafft. Karl Sailer, mit Leib und Seele ein „Dampfböötler“, sprach von einem Tag, der ihn sehr bewege und meinte, dass von einer ehrenamtlichen Tätigkeit viel Segen für die Allgemeinheit ausgehe, wie die Wiederherstellung der „Hohentwiel“ bewiesen habe.

Dann öffnete Bürgermeister Matthias Weckbach den „Geschenkladen“ der Gemeinde für die Crew der „Hohentwiel“. Er ließ drei große Körbe, gefüllt mit 100 Flaschen Wein aus den besten Jahrgängen des Bodmaner Rebbergs „Königsweingarten“ auffahren und auf weitere 100 Jahre „Schaufelraddampfer Hohentwiel“ anstoßen.

(Friedrich W. Strub/Südkurier v. 04.06.13)

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