Die
Stadtwerke-Fähre „Fritz Arnold“
geht auf letzte Fahrt. Sie hat seit 1963 rund 694.000 Mal die Strecke zwischen
Konstanz und Meersburg zurückgelegt.
Es ist auch der Abschied von einer Bauart. Die
Fähren der Stadtwerke Konstanz haben sich in den vergangenen Jahrzehnten
deutlich verändert. Große Schiffe mit ganz neuem Aussehen und größerer
Ladekapazität dominieren die Flotte, die zwischen Konstanz und Meersburg im
Einsatz ist. Die „Fritz Arnold“ gehörte zu den Schiffen mit kompakterer
Bauart, wie die „Hegau“ oder die „Linzgau“.
Richtige Wehmut macht sich nicht breit im
Schiffsbetrieb der Stadtwerke, sagt Sprecherin Silke Rockenstein. Für die
Schiffsführer sei die Technik der neuen Fähren doch deutlich angenehmer.
„Sie hat noch eine hydraulische Radsteuerung und keinen Joystick.“ Die Fähre
hatte ihren letzten Einsatz im Sommer als Reserve-Schiff in der Hauptsaison. Ihr
Ende war aber schon zuvor besiegelt. „Wirtschaftlich und technisch ist es
nicht mehr sinnvoll, die Fritz Arnold einzusetzen“, sagt Rockenstein. So gab
es schon die Auflage, die Zuladung zu reduzieren, die Durchfahrtshöhe für
Lastwagen war mittlerweile zu gering und das Deck zu schmal. Das Fähre-Konzept
sieht zudem sechs Schiffe vor, die Liegeplätze in Staad sind darauf
ausgerichtet. Die „Fritz Arnold“ muss als ältestes daher weichen. Nur für
eine Übergangszeit sei es möglich gewesen, sieben Schiffe in der Flotte fahren
zu lassen, sagt die Sprecherin.
Mit 151.500 Betriebsstunden hat es die
„Fritz Arnold“ auf rund 3,3 Millionen Kilometer gebracht, mit den 694.000 Überfahrten
ist sie umgerechnet 75 Mal um die Erde gefahren. Sie wird noch diese Woche nach
Fußach gefahren und dort auseinandergenommen. Silke Rockenstein: „Ein Teil
wird verschrottet, ein Teil kann verwendet werden.“ So werden die Motoren und
Propeller verkauft. Die Innenausstattung wird ebenfalls ausgebaut. „Die Fähre
war sehr hübsch eingerichtet.“ Es war aber keine historische Ausstattung, das
Schiff war im Jahr 2003 neu eingerichtet worden.
Eine Besonderheit hatte die Fähre: Ihr Name.
„Sie war damit eine Ausnahme, alle anderen waren immer nach Städten oder
Landschaften benannt“, erzählt Silke Rockenstein. Fritz Arnold war als
Stadtwerke-Chef sehr bedeutend, so gilt er als Vater der Fähreverbindung und
des Stadtbusses, dessen volkstümlicher Name „Roter Arnold“ ebenfalls an den
SPD-Politiker erinnert. Doch die Namensgebung für das siebte Fährschiff war
alles andere als einfach. „Man hat es schon beim vierten Schiff versucht.“
Doch nach heftigem Widerstand der CDU gegen die Benennung nach einem SPD-Bürgermeister
und langen Debatten in der Stadt wurde es im Jahr 1952 auf „Linzgau“
getauft. Waltraud Gut berichtet in ihrem Buch „Unterwegs zur Fähre“ von der
Debatte in der Stadt, so sei von der „Diktatur der CDU-Fraktion im Rathaus“
die Rede gewesen. Das Spiel habe sich dann vor jedem Stapellauf wiederholt. Erst
1963, im Jahr der Seegfrörne, war die Zeit reif, dem großen Fritz Arnold das
fahrende Denkmal zu setzen.
Die Fähren der Wirtschaftswunderzeit erinnern
auch an die deutliche Zunahme der Autos in den 60-er und 70-er Jahren. Damals
wurde sogar eine Brücke über den See vorgeschlagen, um beide Ufer zu
verbinden. Es ist nie so weit gekommen, wofür die Stadtwerke heute dankbar
sind: Finanzieren sie doch mit der „schwimmenden Brücke“ den hoch defizitären
Busbetrieb. Damals sei der Vorschlag aber sehr ernst genommen worden, berichtet
Silke Rockenstein. So wurden die Abfertigungszeiten verkürzt und größere
Schiffe gebaut, um mehr Autos über den See transportieren zu können. Fasste
die „Fritz Arnold“ noch bis zu 40 Pkw, waren es beim neunten Schiff „Konstanz“,
das 1975 in Dienst ging, schon 54. Das neueste (13.) Schiff „Lodi“
fast gar 64 Autos.
(Südkurier v. 11.01.12)