Die «Schaffhausen» liegt unter einem Plastikzelt. Bänke und Planken sind abmontiert, die Fenster des Führerstandes abgedeckt, und der Salon ist nackt bis aufs Stahlskelett. Blaues Licht flackert unter Deck, wo ein Schweißer arbeitet.
Dieses ungewohnte Bild bietet sich in der Werft in Langwiesen. Dort hat die Schifffahrt Untersee und Rhein (URh) zwar schon immer die eigenen Schiffe für die nächste Saison fit gemacht, aber für eine Totalrevision engagierten sie die Bodanwerft – bis diese 2011 Konkurs ging. Damals lag die MS Thurgau dort. «Wir haben gebibbert, bis unser Schiff wieder zurück kam», sagte Direktor Walter Herrmann an der gestrigen Medienkonferenz.
Wo wird nun die weiße Flotte auf Vordermann gebracht? Die beiden großen Schifffahrtsgesellschaften am Obersee gründeten eine Werftenkooperation. Auch die URh wurde diesbezüglich angefragt. Doch aufgrund einer Studie kam die URh zum Schluss, dass sie lieber an der eigenen Werft festhält. Nachdem im Sommer ein Hallenkran für 90 000 Franken eingebaut wurde, ist dort auch eine Totalrevision samt Motor-Erneuerung machbar. Die Gebäude der Werft seien zudem in gutem Zustand. «Die Halle wurde 1964 für die MS Thurgau gebaut», sagt Geschäftsführer Thomas Rist.
Dort wird nun das Flaggschiff «Schaffhausen» für etwa eine Millionen Franken wieder hergerichtet. Die Totalrevision der MS Thurgau kam mit 2,4 Millionen wesentlich teurer. «Dort brauchten wir eine neue Verkabelung, eine komplett neue WC-Anlage und einen neuen Motor», sagt Rist. Die MS Schaffhausen dagegen benötigt erst in etwa sechs Jahren einen neuen Motor. WC-Anlage sowie Verkabelung sind längst erneuert. Ansonsten wird auch die «Schaffhausen» vergleichbar hergerichtet wie das Motorschiff Thurgau – nur in rot.
Architekt
Einen Haken hat die Lösung mit der eigenen Werft: Die URh-Mitarbeiter können nicht wie gewohnt ihre Überstunden von der Sommersaison abbauen. Denn Projektleiter Martin Böller rechnet allein für die «Schaffhausen» mit 5000 Arbeitsstunden. Deshalb will Direktor Herrmann die nächste Totalrevision um ein Jahr verschieben. Dann liegt erst im Herbst 2014 wieder ein Stahlskelett unter einem Plastikzelt.
(Interview: Gudrun
Enders/Thurgauer Zeitung v. 16.11.12)