"Dinner for One" oder der 90.
Geburtstag der "Hohentwiel"
Auch die
"Hohentwiel" ist der letzte Überlebende der Dampfschiffgeneration.
Am 01. Mai 1913 stellten die Königlich
Württembergischen Staatseisenbahnen ihr letztes Dampfschiff am Bodensee in
Dienst.
Es erhielt den Namen "Hohentwiel", nach dem Vulkankegel und der
Festung nahe der Stadt Singen.
Das Dampfschiff "Hohentwiel"
war gleichzeitig auch der letzte deutsche Bodenseedampfer, der vor dem Ersten
Weltkrieg in Dienst gestellt wurde.
Die Hohentwiel im Jahr 1913, festlich geschmückt am
Geburtstag des Grafen Ferdinand von Zeppelin
Gebaut wurde die
"Hohentwiel" wie der Großteil der Bodenseedampfschiffe von der
Schweizerischen Werft Escher Wyss & Cie. in Zürich, die die Teile fertigte,
die dann per Bahn nach Friedrichshafen transportiert, und auf der Werft
zusammengebaut wurden.
Das neue Dampfschiff wurde bald
nach seiner Indienststellung im Obersee-Längsverkehr zwischen Konstanz und
Bregenz eingesetzt.
Der 1914 beginnende Erste Weltkrieg hatte vorerst kaum Einfluss auf die Deutsche
Bodenseeschifffahrt. Der Kursverkehr wurde zwar ausgedünnt, wurde aber bis
Oktober 1919 aufrecht erhalten.
Ab April 1920 konnte der gesamte
Oberseekurs wieder befahren werden. Im gleichen Jahr wurden die Schiffe der
einstiegen württembergischen, badischen und bayrischen Länderbahnen von der
Deutschen Reichsbahn übernommen.
In den zwanziger Jahren nahm der
Personenverkehr rasch wieder zu und es kam zu einem Wandel weg von der
Verkehrsflotte, hin zur Vergnügungsflotte. Nicht mehr die Berufspendler,
Schüler oder der Güterverkehr beherrschten die Schifffahrt, sondern der
Ausflugsverkehr von Feriengästen und Wochenendbesuchern.
Dazu wurden Fahrgastschiffe mit immer größeren Fahrgastkapazitäten
benötigt.
Im Winter 1932/1933 wurde die "Hohentwiel" in der Bodan-Werft,
Kressbronn umgebaut. Auf dem bisher für den Güterverkehr offenen Vorschiff
wurde ein Salon aufgebaut. Auf dem Oberdeck entstand ein weiterer kleiner Salon,
und das Steuerhaus kam ein Deck höher, wo eine breite Kommandobrücke hinzukam.
Leider fiel diesem Umbau die Original-Einrichtung aus dem Jahr 1913,
die vom Stuttgarter Künstler Bernhard Pankok entworfen worden war, zum Opfer.
Bis zum Beginn des Zweiten
Weltkriegs war die "Hohentwiel" weiterhin uneingeschränkt im
Kursverkehr eingesetzt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die "Hohentwiel" weiterhin auf den wenigen
noch aufrechterhaltenen Schiffskursen ab Friedrichshafen eingesetzt. Die
Bombennacht, bei der Friedrichshafen in Schutt und Asche versank, und mehrere
Schiffe zerstört wurden, überlebte die "Hohentwiel", weil sie
rechtzeitig vor dem Auslaufen zur Kursfahrt nach Friedrichshafen in Konstanz
zurückgehalten werden konnte.
Am Ende des Krieges gab es nur noch ein Dampfschiff in Friedrichshafen -
"DS Hohentwiel". Später wurde ein weiteres Dampfschiff "SD
Lindau"
nach Friedrichshafen verlegt.
Zu Beginn der 50er Jahre nahm das "DS Hohentwiel" an den legendären
Wettfahrten um das "Blaue Band des Bodensees" teil. Dabei erreichte
das Schiff in den Jahren 1950 und 1954 hinter den favorisierten Schiffen "Austria"
und "Stadt Überlingen II"
jeweils den zweiten Platz.
Die "Hohentwiel" im umgebauten Zustand im April
1961 in Konstanz
Dann begann das Dampfersterben
am Bodensee, das auch vor der "Hohentwiel" nicht halt machte. 1960 noch
als Ersatz für das ausgemusterte Schiff "Stadt
Meersburg" nach Konstanz verlegt, wurde "DS Hohentwiel" am
01.11.1962 ausgemustert, nachdem das neue "MS
München" in Dienst gestellt worden war.
Der Bregenzer Segelclub, der auf
der Suche nach einem Clubheim war, kaufte die "Hohentwiel" und rettete
sie so vor der drohenden Verschrottung. Als letztes Dampfschiff lag das Schiff
20 Jahre (1964 - 1984) lang als schwimmendes Clubheim im Segelhafen Bregenz.
Im Jahr 1984 erwarb die
Vereinigung "Internationales-Bodenseeschifffahrtsmuseum e.V. den, sich in
einem äußerst desolaten Zustand befindlichen Dampfer.
Dieser Verein hat es geschafft, durch Spenden und den Einsatz zahlreicher
Vereinsmitglieder und freiwilliger Helfer die "Hohentwiel" wieder in
den Zustand von 1913 zu versetzen, wobei modernste Technik und historisches
Material vereint wurden.
Seit dem 17. Mai 1990 ist das
"Dampfschiff Hohentwiel", vom neuen Heimathafen Hard (A) aus, wieder im
Einsatz auf dem Bodensee.
Bei zahlreichen Rund- und Ausflugsfahrten ab verschiedenen Häfen kann man die
Fahrt mit dem letzten Schaufelraddampfer des Bodensees erleben. Hoffentlich noch
recht lange!