Die Motorfähre «Euregia» wird außer Dienst gestellt

MF Euregia

Die Motorfähre (MF) «Euregia», die gemeinsam von der Deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) und der Schweizerischen Bodensee Schifffahrt AG (SBS) betrieben wird, hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Aufgrund notwendiger und umfangreicher Investitionen in die Fähre, ist ein Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht tragbar. Nach intensiven Gesprächen mit den Stakeholdern wurde entschieden, die Fähre nicht zu modernisieren und diese stattdessen außer Dienst zu stellen. Dies bedeutet, dass in Zukunft während der Wartung der Fähren «Romanshorn» und «Friedrichshafen» im Winter für einen Zeitraum von vier Monaten ein Zweistundentakt für motorisierte Fahrzeuge eingeführt wird. Für Passagiere und Fahrräder bleibt der gewohnte Fahrplan im Stundentakt alternierend mit einem Kursschiff und einer Fähre bestehen.

Veränderte Rahmenbedingungen

Die Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn gibt es seit 1869. Im Juli 1996 wurde die MF «Euregia» in Betrieb genommen, wodurch der ganzjährige Stundentakt für den motorisierten Verkehr eingeführt werden konnte. Die MF «Euregia» wurde abwechselnd von den Betreibern BSB und SBS eingesetzt. Zeitweise waren alle drei Fährschiffe im Einsatz, um der hohen Transportnachfrage gerecht zu werden. Wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der MF «Euregia» begann jedoch ein Rückgang der lukrativen LKW- und PKW-Transporte. Gründe hierfür waren der Wegfall der 28-Tonnen-Gewichtsbegrenzung in der Schweiz, wodurch das Umladen von 40-Tonnen LKWs in Romanshorn entfiel, sowie die Abschaffung der Ökopunkte in Österreich. Vor dem Ausbau der Autobahnen in Richtung Bodensee nutzten die Motorfahrzeuge häufig die Route über die B33 von Ulm nach Friedrichshafen und weiter in die Schweiz per Fähre. Auch die Zollabfertigung am Fähranleger trug zur Attraktivität der Route bei. Als jedoch alternative Verkehrswege verfügbar und ausgebaut wurden, sind die Frequenzen des motorisierten Verkehrs eingebrochen.

Kein wirtschaftlicher Betrieb

Durch die geringe Nachfrage in den Wintermonaten lohnt sich der Betrieb der kapazitätsstarken Fähre «Euregia» nicht, sind sich die beiden Geschäftsführer Frank Weber (BSB) und Benno Gmür (SBS) einig. «Besonders in den Randzeiten fährt die Fähre häufig nahezu leer», sagt BSB-Geschäftsführer Frank Weber. «Es kommt dazu, dass der Dieselverbrauch der „Euregia“ rund 40 Prozent über den anderen kleineren Fähren liegt, was angesichts der aktuellen Frequenzen weder ökologisch noch wirtschaftlich tragbar ist», berichtet er weiter. Benno Gmür stimmt dem zu und ergänzt: «Es ist kaum noch möglich, Ersatzteile für die Fähre aufzutreiben, da sie von der Industrie nicht mehr angeboten werden. Die Zuverlässigkeit ist nicht mehr gegeben und eine umfassende Sanierung der Fähre würde mehr als 2.5 Millionen Franken kosten». Die beiden Betreiberfirmen haben sich die Entscheidung, die Fähre für den Fährbetrieb außer Dienst zu stellen, nicht leicht gemacht. Es wurden Pläne für eine Neumotorisierung der Fähre entwickelt, bei denen auch alternative Energieträger geprüft wurden. Die Abteilung Öffentlicher Verkehr des Kanton Thurgau war im Prozess involviert und stimmte dieser Lösung ebenfalls zu. Der Kanton Thurgau will zusammen mit dem Ministerium für Verkehr Baden Württemberg und der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) eine Studie in Auftrag geben, in der eine Empfehlung für das künftige Angebot zwischen Friedrichshafen und Romanshorn erarbeitet wird. Zudem wird aktuell geklärt, ob die «Euregia» in anderer Funktion verwendet werden kann oder im Winter 2025 zurückgebaut und der Entsorgung zugeführt wird.

Für Fußgänger und Radfahrer ändert sich nichts

In den Wintern 2022/23 und 2023/24 kam es wegen technischer Störungen an der «Euregia» bereits teilweise über mehrere Wochen zum Zweistundentakt. Dies soll nun in den kommenden Monaten fix so sein. Während die Fährverbindung im Sommer wie gewohnt aufrechterhalten werden kann, wird es im Winter von Mitte November bis Mitte März, wenn die MF «Friedrichshafen» oder die MF «Romanshorn» in die Werft müssen, einen Zweistundentakt für Fahrzeuge geben, erstmals ab 16. November 2024 bis 15. März 2025. Dank eines Ersatzschiffs bleibt der stündliche Takt für den Personen- und Fahrradverkehr bestehen und für die Fahrgäste ohne Motorfahrzeug ändert sich nichts. In den Sommermonaten ist hingegen die Nachfrage mit Motorfahrzeugen eine andere. Die beiden Unternehmen setzen daher für die Zukunft auf eine tragfähige Lösung mit einer attraktiven Verbindung und haben in die bestehenden Fähren «Friedrichshafen» und «Romanshorn» investiert.

Über die MF «Euregia»


Der politische Wille, einen ganzjährigen Stundentakt auf der Strecke Friedrichshafen – Romanshorn einzuführen, führte zur Entscheidung, eine dritte Fähre zu bauen. Bis dahin verkehrte die Fähre im Winter nur im Zweistundentakt, da jeweils eines der beiden Fährschiffe in der Werft überholt wurde. Die Deutsche Bahn und die Schweizerischen Bundesbahnen verpflichteten sich, für 25 Jahre eine dritte Fähre zu betreiben. Baden-Württemberg, Bayern, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau und Vorarlberg übernahmen die Hälfte der Beschaffungskosten in Höhe von 14,4 Millionen Deutschen Mark. Die Konstruktion der neuen Fähre war durch mehrere Einschränkungen geprägt: Die kurvige Hafeneinfahrt in Friedrichshafen bestimmte die Länge und die Breite wurde durch die vorhandene Fährbrücke limitiert, die jedoch speziell für die Fähre vergrößert wurde. Der Tiefgang war durch die Einfahrt nach Friedrichshafen begrenzt. Um dennoch eine höhere Tragfähigkeit zu erreichen, wurde das Volumen der Fähre vergrößert, was allerdings den Widerstand im Wasser erhöhte. Dies nahm man in Kauf, da die wirtschaftlichen Prognosen damals vielversprechend waren, obwohl der Treibstoffverbrauch des diesel-elektrischen Antriebs dadurch um einen Drittel höher lag als bei den Fähren «Friedrichshafen» und «Romanshorn». In den Wintern 2022/23 und 2023/24 kam es wegen technischer Störungen an den Fährschiffen bereits teilweise zum Zweistundentakt.

Über die Schweizerische Bodensee Schifffahrt AG (SBS)


Seit über 160 Jahren betreibt die SBS AG die Schifffahrt auf dem Bodensee. 1853 als «Schweizerische Nordostbahn-Gesellschaft» (NOB) gegründet, transportierte das Unternehmen in den ersten Betriebsjahren neben Passagieren vor allem Züge über den Bodensee. Im Jahr 1902 übernahm die Schweizerische Bundesbahn (SBB) die Firma. Seit dem Jahr 2007 besitzt eine private Investorengruppe das Unternehmen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Betrieb von Grund auf zu sanieren. 2014 wurde die erweiterte Werft in Romanshorn in Betrieb genommen. Es folgten weitere Projekte wie die neue Hafenplattform mit Restaurant in Romanshorn oder die Komplettsanierung der MS «Säntis» und der MS «St. Gallen». Die SBS betreibet heute eine Flotte von sieben Ausflugsschiffen und teilt sich mit der Deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH den Fährbetrieb zwischen Romanshorn und Friedrichshafen. Neben der Kursschifffahrt werden auch Erlebnisfahrten und Charterschiffe angeboten.

Über die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB)


Der Name Bodensee-Schiffsbetriebe BSB entstand in den 1960er-Jahren. Um die Verwaltung zu vereinfachen und die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, wurde 1962 das Amt „Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB)“ in Konstanz gegründet. Es unterstand der Bundesbahndirektion Karlsruhe. Dem Amt wurden die Bundesbahnhäfen Lindau, Friedrichshafen und Konstanz unterstellt – die drei Häfen gehören auch heute noch zu den BSB. Im Jahr 2003 kauften die Stadtwerke Konstanz die BSB, die seitdem als Tochtergesellschaft zum Konzern gehört. Sie bieten mit einer Flotte von 14 Schiffen einen regelmäßigen Kursverkehr auf dem gesamten Bodensee an sowie Ausflugs-, Programm- und Charterfahrten. Außerdem betreiben die BSB gemeinsam mit der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt (SBS) die Fährverbindung Friedrichshafen-Romanshorn.

Fragen und Antworten zur Fährverbindung Friedrichshafen - Romanshorn

(Bodensee-Schiffsbetriebe BSB und Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft SBS v. 01.10.24)


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