Vor 70 Jahren in Lindau in Dienst gestellt

Zwei Tage nach der Indienststellung des neuen Konstanzer Flaggschiffs MS Baden, wurde auch in Lindau gefeiert.
Anlass war die Taufe und Jungfernfahrt des neuen Lindauer Flaggschiffs MS Deutschland, das als erstes bayrisches Dreideckmotorschiff den 45 Jahre alten Dampfer "Nürnberg" (ex. Prinz-Regent) ersetzen sollte. Gebaut wurde das Schiff von der Deggendorfer Werft und Eisenbahnbau GmbH.


(Bild: Jungfernfahrt des MS Deutschland - Quelle Deggendorfer Werft)

Gemeinsam mit dem MS Baden feiert in diesen Tagen ein Schiff seinen 70. Geburtstag, das wie kein anderes in seiner Laufbahn so oft den Namen gewechselt hat. Viermal hat MS Überlingen seit seiner Indienststellung eine Umtaufe erlebt.

Im Juni 1935 als MS Deutschland in Dienst gestellt, wird das mit Voith-Schneider-Propeller ausgerüstete Schiff sofort von der NS-Organisation "Kraft durch Freude" für Sonder- und Ausflugsfahrten verwendet. Diese Fahrten führen das Schiff zu den Sehenswürdigkeiten rund um den Bodensee.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wandelt sich auch die Bodenseeschifffahrt. Ab 1940 werden alle Motorschiffe stillgelegt, da aufgrund des beginnenden Russlandfeldzuges Diesel-Treibstoff knapp wird. MS Deutschland liegt untätig in den Häfen Lindau und Bregenz und erhält 1942 zum Schutz vor Fliegerangriffen einen blau-grauen Tarnanstrich.
Als sich im Frühjahr 1945 französische und amerikanische Truppen dem Bodensee nähern, befehlen die NS-Behörden die Versenkung aller Schiffe in Lindau und Bregenz. Doch mutige Angehörige der Lindauer Bodenseeschifffahrt erhalten von den schweizerischen Behörden die Erlaubnis ihre Schiffe in schweizerische Häfen zu retten.
In der Nacht 25./26. April 1945 verlassen 11 Schiffe die Häfen Bregenz und Lindau und werden in der Schweiz schutzinterniert. MS Deutschland wird vom Dampfer "Bludenz" über Rorschach nach Romanshorn gebracht.
Am 17. Mai 1945 wird das Schiff unter Aufsicht des französischen Marinekommandos zurück nach Lindau gebracht und sofort beschlagnahmt. Es erfolgt eine Umbenennung in MS "Rhin et Danube". Die französischen Militärs feiern darauf zahlreiche Feste und Ballnächte, die dem Schiff den Spitznahmen "Reine de la Nuit" (Königin der Nacht) einbringen.
1949 wird das Schiff freigegeben und erhält den Namen MS "Lindau"


(Bild: 1948 als MS Lindau unterwegs - Quelle Bodan Werft)

Erst mit der Übernahme durch die Deutsche Bundesbahn erhält MS Deutschland 1952 seinen angestammten Namen zurück. Zum Triumph wird die vierte "Wettfahrt um das Blaue Band des Bodensees" 1953, bei der MS Deutschland hinter dem Favoriten MS Austria den zweiten Platz erreicht.
Nachdem der Hafen Lindau zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts kein neues Motorschiff erhalten hat, wird am 20.05.1965 das neue MS Konstanz nach Lindau verlegt. Im Tausch kommt MS Deutschland nach Konstanz, wo es hauptsächlich zum Kursverkehr im Überlinger See eingesetzt wird. 
1970 feiert die Stadt Überlingen ihr 1200 jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird MS Deutschland am 23. Mai 1970 auf den Namen "Überlingen" getauft, den bis 1964 das größte Bodenseedampfschiff und bis 1967 ein kleineres Motorschiff getragen haben.


(Bild: MS Überlingen 2004 in Meersburg)

Seit 35 Jahren ist MS Überlingen mittlerweile, als viertes Bodenseeschiff mit diesem Namen, unterwegs. Dabei pendelt das Schiff in der Hauptsaison auf seinen angestammten Kurspaaren dreimal täglich zwischen seinem Heimathafen Konstanz und seiner Patenstadt Überlingen.
In seiner 70 jährigen Laufbahn mehrmals umgebaut und modernisiert, hat MS Überlingen sein ursprüngliches Aussehen größtenteils bewahrt. 1993 wurde MS Überlingen zum ersten und einzigen Bistro-Schiff umgebaut. Ausgestattet mit zwei Selbstbedienungs-Buffets besticht das Schiff durch sein in hellen Farben gestaltetes Inneres bei seinen Fahrgästen.

Wir wünschen dem letzen original-bayrischen Bodenseeschiff, das im aktiven Dienst steht, noch viele Jahre auf dem Bodensee und allzeit unfallfreie Fahrt.

(Bodenseeschifffahrt.de v. 04.06.05)

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