Das war 2016...
Ein Rückblick auf die Bodenseeschifffahrt 2016
Auch dieses Jahr werfen wir zum Jahreswechsel einen Blick zurück auf die Bodenseeschifffahrt im vergangenen Jahr.
Der Fährverkehr zwischen Friedrichshafen und Romanshorn stand im vergangenen Jahr mehrmals im Fokus der
Öffentlichkeit. Im Winter und Frühjahr wurde im Stadtarchiv Friedrichshafen die Sonderausstellung "Zug um Zug - Trajektfähren auf dem
Bodensee" gezeigt. Anhand von Schiffsmodellen, Exponaten und einem Film konnten die Besucher die Geschichte des Personen- und
Gütertransportes und später den Eisenbahn- und PKW-Transport über den Bodensee "erleben". Von Mai bis Oktober fand eine Ausstellung im Museum
am Hafen in Romanshorn statt.
Von Mitte Januar bis Mitte Februar verkehrte die Fähre "Euregia" mehrere Wochen alleine zwischen
Friedrichshafen und Romanshorn. Die Gegenkurse wurden von Personenschiffen übernommen. Grund dafür war die Landrevision der
Fähre "Friedrichshafen" in der BSB-Werft in Friedrichshafen, sowie die Neu-Motorisierung der
Fähre "Romanshorn" in der SBS-Werft in Romanshorn. Bei der Fähre "Romanshorn" wurden die 58
Jahre alten Original-Motoren ausgebaut und eine neue abgasärmere und treibstoffsparende Motorenanlage installiert. Ende April konnte die Fähre
ihren Dienst wieder aufnehmen.
Fast das ganze Jahr beschäftigte das Thema "Schließung verschiedener Schweizer Zollstellen zum Jahresende 2017" die an der Bodensee-Fähre
beteiligten Schiffsbetriebe, Unternehmen, Politiker aus der Region und zahlreiche Nutzer der Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und
Romanshorn. Betroffen wäre auch die Zollstelle in Romanshorn gewesen, was eine deutliche Abnahme des Güterverkehrs über den Bodensee, und
damit auch eine folgerichtige Reduzierung des Fährverkehrs bedeutet hätte. Zahlreiche Proteste und eine Petition von Schweizer und Deutscher
Seite wurde an die Regierung in Bern gerichtet. Ende August kamen dann erste positive Signale, welche auf einen Erhalt der Behörde in
Romanshorn hoffen liesen. Erst Ende November stand fest, dass die Schließung aller vier Zollstellen im Bodenseeraum vom Tisch ist. Diese
Entscheidung gibt Aufwind für die Pläne von Schweizer Tourismusverbänden und Lokalpolitikern für eine zukünftige halbstündige Fährverbindung
mit Motor- und Elektrofähren zwischen Romanshorn und Friedrichshafen.
Auf den Palmsonntag oder Karfreitag fällt traditionell der Beginn der fahrplanmäßigen Schifffahrtssaison bei den
Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein (VSU) aber auch bei vielen lokalen Schiffsbetrieben. Daher begann die Saison 2016
bereits Ende März mit einem sehr wechselhaften Wetter an den Osterfeiertagen.
Für besseres Wetter sorgte Petrus zum "offiziellen" Saisonstart mit der 45. Internationalen Flottensternfahrt, die in diesem Jahr in Bregenz
zu Gast war. Sechs Schiffe aus sechs Häfen in drei Ländern traffen sich vor Bregenz, wo die Gäste der Fahrt musikalisch begrüßt wurden.
Nach dem Landaufenthalt konnte die beeindruckende Sternbildung der Schiffe mit der Übergabe von Wein und Sekt ohne Schwierigkeiten vor dem
Bregenzer Hafen durchgeführt werden.
Kurz vor Beginn der Schifffahrtssaison wurde bekannt, dass der Überlinger Unternehmer Andre Heidegger seinen Schiffsbetrieb an Clemens Mauch verkauft hat. Clemens Mauch betreibt seit mehreren Jahren den Kursverkehr zwischen Bodman, Ludwigshafen, Sipplingen und Überlingen mit dem MS Großherzog Ludwig. Mit den übernommenen Schiffen "Bodensee" und "Föhn" wird ein Kursverkehr zwischen Überlingen, Nußdorf und der Insel Mainau angeboten.
Im Januar haben der Kanton Thurgau und die Schifffahrtsgesellschaft Untersee & Rhein (URh) eine Beteiligung am Projekt "Neubau eines ökologischen Dampfschiffes für den Rhein und Bodensee" mit der Begründung einer fehlenden Wirtschaftlichkeit und deutlich höheren Investitions- und Betriebskosten gegenüber eines herkömmlichen Motorschiffes abgelehnt. Der Verein "Pro Dampfer" will trotzdem an dem Bau und Betrieb eines Dampfschiffes festhalten und hat im April 2016 in Mammern (CH) eine Aktiengesellschaft gegründet, um Kapitalgeber und Investoren für das Dampfer-Projekt zu gewinnen. Um das Projekt zu verwirklichen sind etwa 12 Millionen Franken notwendig, bis Mitte Oktober 2016 hatten die neuen Aktionäre 544.000 Franken aufgebracht.
Finanzielle Hilfe benötigt auch die Schifffahrtsgesellschaft Untersee & Rhein (URh), welche von allen VSU-Schifffahrtsunternehmen am meisten vom Wetter abhängig ist. Schlechtes Wetter und Hoch- und Niedrigwasser auf dem Rhein sorgen immer wieder für Umsatzeinbußen. Ein für 2020 geplanter Schiffsneubau ist vorerst vom Tisch. Dem seit zwei Jahren verantwortlichen Geschäftsführer Remo Rey wurde im Mai 2016 der externe Sanierer Benno Gmürr zur Seite gestellt. Dieser hat dem Unternehmen ein Sparprogramm verordnet. In der Verwaltung wurden bereits mehrere Stellen abgebaut. Auch ist der Einsatz von Gastro-Matrosen, dass heißt Mitarbeiter der Bordgastronomie, welche eine Nautische Ausbildung erhalten und dann am Schiffsbetrieb mitwirken, für die nächsten Jahre fest eingeplant. Als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk erhielt die URh Anfang Dezember von den Kantonen Schaffhausen und Thurgau die Zusagen für zwei zinslose Darlehen, mit welchen die Motorschiffe "Arenenberg" und "Schaffhausen" technisch überholt und neu motorisiert werden können.
Auch im Jahr 2016 konnte der Schiffsverkehr auf dem Rhein bis nach Schaffhausen nicht während der ganzen Saison durchgängig aufrecht erhalten werden. Nach einem wettertechnisch-schönen Pfingsten im Mai, gab es im Juni infolge wochenlangen Regens wieder ein Bodensee-Hochwasser. Die Brückendurchfahrt in Diessenhofen musste vom 12.06. - 09.07. gesperrt werden. Anfang Juli konnte auch die Konstanzer Rheinbrücke zum ersten Mal seit 1999 für mehrere Tage nicht mehr von Fahrgastschiffen unterfahren werden.
Ende Juni wurde der langjährige Geschäftsführer der Katamaran-Reederei Bodensee, Manfred Foss, in den Ruhestand
verabschiedet. Seine Nachfolge trat am 01. Juli Norbert Schültke an. Die Katamaran-Reederei konnte 2015 ihr bestes Geschäftsjahr seit
Betriebsaufnahme verbuchen.
Bereits im Mai feierte die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt ihr 10jähriges Bestehen bei einer öffentlichen Sonderfahrt mit dem
MS Sonnenkönigin, im Sommer wurde der 100. Geburtstag des kleinen
Dampfbootes "Gustav Prym" gefeiert.
Im Juli wurde das ausgemusterte MS Österreich von privaten Motorbooten und dem Dampfschiff "Hohentwiel" von Hard (A) in die Werft nach Fussach (A) geschleppt. Dort werden das Schiff entkernt und die Aufbauten entfernt. Am 09. August wird die Schale in Fussach an Land gesetzt. Dort folgt die weitere Restaurierung in den Originalzustand von 1928. Der Verein "Museumsschiff Oesterreich" plant die Wiederinbetriebnahme für das Jubiläumsjahr 2018 (90 Jahre MS Österreich). Ziel ist ein ganzjähriger Betrieb des Schiffes in enger Kooperation mit den Verantwortlichen der "Hohentwiel". Der Verein ist weiterhin auf der Suche nach Sponsoren und Spendern, welche Patenschaften für Teile des Schiffes übernehmen können.
Leider blieb die Bodenseeschifffahrt auch im Jahr 2016 nicht von Zwischenfällen verschont. Am 14. April fallen beim
MS Konstanz während einer Kursfahrt von Friedrichshafen nach Bregenz beide Motoren nach einem
Defekt an den Kraftstoffpumpen aus. Das Schiff treibt vor Langenargen. Die Fahrgäste werden vom MS
Austria übernommen und nach Friedrichshafen zurückgebracht. MS Konstanz kann wenig später wieder flott gemacht werden.
Am 17. Mai prallt MF Friedrichshafen beim Anlegen in Friedrichshafen hart gegen einen Anlegepfahl. Eine ältere Passagierin kommt dadurch zu
Fall und muss im Krankenhaus behandelt werden.
Zu einer Kollision zwischen MS Arenenberg und einem Freizeit-Schlauchboot kommt es am 10. Juli bei einem Anlegemanöver in Diessenhofen. Es
wird glücklicherweise niemand verletzt.
Deutlich schwerwiegender war der Zusammenstoss zwischen dem Katamaran "Constanze" und einem
schweizerischen Segelboot am 12. August vor Hagnau. Die zweiköpfige Besatzung der Yacht kann auf den Katamaran gerettet werden, das
Segelboot sinkt und liegt bis heute auf rund 240 Meter Tiefe auf dem Grund des Sees. Nachdem die Staatsanwaltschaft Konstanz die
Ermittlungen Anfang September übernommen hat, wurden weitere Gutachten in Auftrag gegeben. Über den aktuellen Stand der Ermittlungen zur
Schuldfrage wurde bis Jahresende nichts mehr bekannt. "Constanze" wurde im September in der Werft in Friedrichshafen repariert.
Auf einen verregneten Juni folgten zur Freude der Schiffsbetriebe schöne Sommer- und Herbsttage, so dass die Saison überwiegend zufriedenstellend abgeschlossen werden konnte.
Bleibt noch ein Ausblick auf das kommende Jahr:
In der Saison 2017 wird erstmalig Güttingen (CH) im Kursverkehr angefahren. Die Schweizerische
Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft SBS AG nimmt die neue Anlegestelle in den Kursverkehr zwischen Altnau, Hagnau und Immenstaad auf. Das
SBS-Motorschiff "Säntis", das 2016 seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, soll in diesem Winter in
ein Event-Charterschiff umgebaut werden und ab 2017 für Fahrten im höheren Preissegment angeboten werden.
In Fussach wird die Werft umgebaut und verstärkt, so dass zukünftig auch das MS Sonnenkönigin als schwerstes Bodenseeschiff an Land genommen
und überholt werden kann.
2017 stehen wieder mehrere Schiffsjubiläen an: Das ehemalige Arbeitsschiff und Güterschleppboot "Möve"
wird 140 Jahre alt. Seine Zukunft ist nach wie vor offen. Das ehemalige Fahrgastschiff "Höri", welches
seit 1978 als Restaurantschiff in Gaißau (A) liegt, wird 90 Jahre alt.
Ende April/Anfang Mai feiern die BSB-Schiffe "Karlsruhe" und
"Schwaben" ihren 80. Geburtstag. Über der Zukunft von MS Karlsruhe steht mittlerweile leider ein
Fragezeichen, da die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) für 2019 einen Schiffsneubau planen, mit welchem ein älteres Schiff ersetzt werden soll.
Im Herbst 2018 soll eine neue Fähre ihren Dienst zwischen Konstanz (Staad) und Meersburg aufnehmen. Das Schiff soll mit einem Gasmotor
angetrieben werden, welcher gerade von der MTU Friedrichshafen entwickelt wird.
In Konstanz und Lindau gibt es Überlegungen und Pläne wieder einen lokalen Schiffsverkehr mit umweltfreundlichen Booten einzurichten. In
Konstanz soll damit der Straßenverkehr entlastet werden. In Lindau soll eine Verbindung zwischen der Insel und dem zukünftigen
Festlandsbahnhof in Reutin bzw. der geplanten Therme am Eichwald geschaffen werden.
Damit schließen wir unseren Jahresrückblick. Vielen Dank an alle Besucher und
Unterstützer unserer Internetseite. Herzlichen Dank an alle Schiffsbetriebe und Medien am Bodensee für die gute Zusammenarbeit und
Unterstützung im vergangenen Jahr. Unser Dank gilt allen Freunden der Bodenseeschifffahrt, die uns auch in
diesem Jahr mit Bildern und Beiträgen unterstützt haben. Wir sind wieder sehr stolz, dass wir auch nach 17 Jahren die Zugriffszahlen auf unsere Seite
noch steigern können. Etwa 744.500 Besucher hatten unsere Seiten in diesem Jahr - dass bedeutet 69.200 Zugriffe mehr als im Jahr 2015.
Herzlichen Dank. Wir bemühnen uns auch 2017 wieder, Sie und Euch aktuell über die Bodenseeschifffahrt zu informieren.
Zu guter Letzt bedanken wir uns auch wieder bei allen Besuchern unseres
Facebook-Auftrittes und unseres
Forums für die Besuche und Beiträge.
Wir wünschen
Ihnen/Euch allen einen guten Rutsch und alles Gute und vor allem Gesundheit für
das Jahr 2017
und wieder viele schöne Stunden am und auf dem Bodensee.
Florian und
Wolfgang Scholz
(Bodenseeschifffahrt.de v. 31.12.16)
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