Die Geschichte der Personenschifffahrt auf dem Bodensee |
Der Beginn der Dampfschifffahrt
Die Eisenbahn kommt an den Bodensee
Vom Gütertransport zur Personenschifffahrt
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
Der Beginn der Motorschifffahrt
Die Nachkriegsjahre - Neuanfang
Das Ende der Dampfschifffahrt - Modernisierung der Flotten
Eine neue Schiffsgeneration - Privatisierung der staatlichen Schifffahrt
Der Bodensee ist zwar nur der drittgrößte See in Europa, besitzt aber heute die größte europäische Binnenflotte.
Bereits in der Bronzezeit siedelten Menschen in Pfahlbauten an den Ufern des Sees und befuhren diesen mit einfachsten Holzbooten, Einbäumen und Flößen.
Während der Römerzeit entstanden die heutigen Städte Bregenz und Konstanz an den wichtigen Römerstraßen, die Italien mit Germanien verbanden.
Mit Segelschiffen und Galeeren wurde der See überquert und Fracht transportiert.
Im Mittelalter und in der späteren Zeit wurden die Segelschiffe,
sogenannte „Lädinen" zu wichtigen Transportmitteln für den Warenverkehr und
die Uferbewohner.
Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden Waren auf dem See mit Lädinen befördert.
In Amerika wurde 1786 zum ersten Mal eine Dampfmaschine zum
Antrieb eines kleinen Schiffes verwendet.
1807 erregte die Fahrt der „Clermont", des ersten Seitenraddampfers der
Welt Aufsehen, als das vom amerikanischen Erfinder Robert Fulton gebaute Schiff die 240
Kilometer von New York nach Albany in 32 Stunden bewältigte.
Gute zehn Jahre später sah der Konstanzer Spinnereibesitzer
Johann Caspar Bodmer eine Abbildung eines Dampfschiffes in der Zeitung und wurde von der
Idee besessen, ein Dampfschiff für den Bodensee zu bauen.
Er konnte mehrere einflussreiche Persönlichkeiten dazu bringen ihm die nötigen
finanziellen Mittel zu besorgen und so begann im Winter 1817 der Bau des Schiffes.
Im Frühjahr 1818 ging Bodmer das Geld aus und so wurde die in England georderte
Dampfmaschine in Rotterdam zurückbehalten.
Bodmer baute in seiner Not eine kleine Dampfmaschine aus seiner Fabrik ein.
Die ersten Probefahrten führten das Schiff durch den Seerhein in den Untersee und
zurück.
Am 29. April 1818 beging man feierlich die Jungfernfahrt des auf den Namen „Stephanie" getauften Schiffes. Nach vier
Stunden erreichte man Meersburg. Auf der Rückfahrt nach Konstanz fiel die zu schwache
Maschine entgültig aus, und die Ehrengäste mussten zu den Rudern greifen um nach Hause
zu kommen.
Bodmer flüchtete vor seinen Gläubigern nach Württemberg und ließ das Schiff zurück.
Die „Stephanie" lag bis 1821 im
Konstanzer Seerhein und wurde dann versteigert und abgebrochen.
So endete das kurze Dasein des ersten Bodenseedampfschiffes.
Aber die Idee eines Dampfschiffes auf dem Bodensee war nicht
vergessen.
Der Stuttgarter Verleger Cotta machte, angeregt vom Amerikanischen Konsul Edward Church
dem Württembergischen König Wilhelm I den Vorschlag zur Gründung einer
Bodenseeschifffahrt. Der König war begeistert und man begann 1824 mit dem Bau eines
Dampfschiffes.
Am 10. November 1824 wurde das offiziell erste Dampfschiff des Bodensees in Dienst
gestellt und auf den Namen „Wilhelm"
getauft.
Das Schiff war 32 Meter lang und hatte einen Holzrumpf. Es konnte 124 Personen aufnehmen
und bediente fortan die Strecke Friedrichshafen-Rorschach/Romanshorn.
Knapp einen Monat später wurde im bayrischen Lindau der Dampfer Max Joseph, ebenfalls von Cotta und Church
und mit Unterstützung des bayrischen Königs in Dienst gestellt.
Doch im Gegensatz zu den Württembergern wo der König den Schiffer-Zünften die
Schiffsrechte gegen eine lebenslange Leibrente abgekauft hatte gab, es Ärger mit den Lindauer
Schiffern,
so dass die „Max Joseph" 1825
nach Konstanz verlegt wurde, von wo aus sie sowohl den Ober- als auch den Untersee und den
Rhein bis Schaffhausen befuhr.
Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts waren aber die
Holzrümpfe der beiden Schiffe von den Dampfmaschinen so in Mitleidenschaft gezogen
worden, dass sie erneuert werden mussten.
Die „Max Joseph" wurde
abgebrochen, die „Wilhelm" bekam
dagegen einen neuen Rumpf.
Am 12. Juli 1830 wurde in Konstanz die Dampfschifffahrtsgesellschaft für Bodensee und Rhein gegründet, die 1832 die beiden Glattdeckdampfer Leopold und Helvetia in Dienst stellte. Die „Leopold" befuhr den Obersee und den Überlinger See, wohingegen die „Helvetia" den Untersee und den Rhein bis Schaffhausen befuhr.
1835 wurde in Lindau die bayrische Dampfboot-Gesellschaft gegründet, die 1837 mit dem Glattdeckdampfer (GD) Ludwig, dem ersten Bodenseeschiff mit einer Eisenschale, den Schiffsverkehr aufnahm.
Ihm folgte 1839 das zweite Eisenschiff, der württembergische Dampfer Kronprinz, der 1864 in König Karl, und 1890 in Württemberg umbenannt wurde.
In den Jahren 1840/41 erneuerten die Konstanzer ihre Flotte. Die Dampfer Leopold und Helvetia wurden bis 1843 durch Neubauten mit einer Eisenschale ersetzt ( GD Leopold II und GD Helvetia II) und die Flotte durch den GD Stadt Constanz erweitert.
Der Konkurrenzkampf zwischen den Badenern und den Bayern veranlasste die Lindauer Dampfbootgesellschaft in den Jahren 1840, 1845 und 1847 ihre Flotte durch die Dampfer Concordia, Maximilian und Merkur zu vergrößern.
Die Streitereien, die 1842 dazu führten, dass der 1837 geschlossene badisch-bayrische Gemeinschaftsvertrag gekündigt wurde, veranlasste die Bayern dazu, Konstanz nicht mehr anzufahren. Es gab drei verschiedene Fahrpläne, und es kam vor, das zwei Schiffe gleichzeitig zum selben Ziel ausliefen. Dadurch kam es zu regelrechten Kämpfen um Fahrgäste und Ladung.
Erst im Winter 1846/47 konnten die drei Schifffahrtsunternehmen eine Einigung erzielen und einen gemeinsamen Fahrplan erstellen.
1847 stellte die Friedrichshafener Dampfbootgesellschaft ihren dritten Dampfer in Dienst, den GD Königin von Württemberg. Ein Jahr später wurde der altersschwache Dampfer Wilhelm ausgemustert. Ein neuer Dampfer mit diesem Namen wurde 1851 gebaut.
1850 wurde in Schaffhausen eine neue Schifffahrtsgesellschaft gegründet. Diese übernahm mit den 1851, 52, 53 und 54 gebauten Dampfern Stadt Schaffhausen, Rhein, St. Gallen und Bodan den bis dahin von den Konstanzer betriebenen Schiffsverkehr von Schaffhausen nach Konstanz.
Die Eisenbahn kommt an den Bodensee
Anfang der fünfziger Jahre baute die Schweizerische
Nordostbahn-Gesellschaft die Bahnlinie Winterthur-Romanshorn und damit den Hafen
Romanshorn als Endpunkt.
Die ersten beiden Schiffe dieser Bahngesellschaft waren die großen Glattdeckdampfer Thurgau und Stadt Zürich.
1856 kam es zum Zusammenschluss der beiden Schweizer Gesellschaften und die Nordostbahn übernahm die Schaffhausener Schiffe. Der Rheinverkehr wurde noch bis 1863 betrieben, dann aber wegen der neuen Eisenbahnlinie eingestellt.
Aber bereits 1864 wurde in Schaffhausen die neue Dampfbootgesellschaft für Untersee und Rhein gegründet, die bis heute besteht. Mit den Dampfern Arenaberg, Rheinfall und Schweiz nahm sie 1864 den Schiffsverkehr nach Konstanz wieder auf.
In den Jahren 1854 – 1863 erreichte die Eisenbahn in Friedrichshafen, Lindau und Konstanz den Bodensee. Damit wurden die Schifffahrtsgesellschaften in Lindau, Friedrichshafen und Konstanz von den jeweiligen Länderbahnen übernommen, welche die bestehenden Schiffsparks weiter vergrößerten.
Im Jahr 1861 forderte der immer größer werdende Schiffsverkehr
auf dem Bodensee seine ersten Opfer.
Am 11. März wurde der bayrische Dampfer Ludwig
im Sturm vom Romanshorner GD Stadt Zürich
gerammt und versenkt. Drei Personen überlebten, 13 wurden getötet. Der Dampfer Stadt Zürich wurde zwar beschädigt blieb
aber schwimmfähig.
Als Folge dieses schweren Unfalls wurde die Signalbeleuchtung der Schiffe verbessert und allgemein verbindliche Schifffahrtsregeln aufgestellt.
Der Dampfer Ludwig wurde 1863 gehoben und von einer Rorschacher Firma wieder in Betrieb genommen bis er in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erneut sank und nach der Hebung verschrottet wurde.
Der nächste schwere Unfall betraf den bayrischen Dampfer Jura, der 1861 als Ersatz für den gesunkenen GD Ludwig erworben worden war. Die „Jura" wurde am 12. Februar 1864 ebenfalls
vom GD Stadt Zürich gerammt und vor
Güttingen versenkt.
Ein Matrose verliert dabei sein Leben.
Der Dampfer Stadt Zürich, von einigen als „Teufelsschiff" bezeichnet , wurde daraufhin von abergläubischen Reisenden gemieden.
1869 wurde die Schaffhausener Schifffahrtsgesellschaft von einem
schweren Unglück getroffen. Am 20. Dezember explodierte der Kessel des Dampfers Rheinfall vor Berlingen. Fünf Menschen und
drei Stück Vieh wurden getötet.
1871 wurde das Schiff gehoben und als GD Neptun
wieder in Fahrt gesetzt.
Die Eisenbahn beeinflusste auch weiterhin die
Bodenseeschifffahrt. Ab 1869 wurden in den großen Bodenseehäfen Trajektanstalten
eröffnet. Man baute antriebslose Trajektkähne die von den Kursdampfern gezogen
wurden und mit denen Eisenbahnwaggons über den See transportiert
werden konnten.
Daneben wurde auf der Strecke Friedrichshafen – Romanshorn eine neue Dampffähre
„Dampftrajekt I"
eingesetzt. Dieses über 70 Meter lange Fährschiff konnte 18 Güterwaggons aufnehmen. Es
wurde aber bereits 1874 aus wirtschaftlichen Gründen wieder ausgemustert und abgebrochen.
Eine zweite Trajektfähre „Dampftrajekt
II" zwischen Lindau und Romanshorn wurde 1874 in Dienst gestellt
und erst 1924 ausgemustert.
Vom Gütertransport zur Personenschifffahrt
Hatte bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Güterverkehr die Schifffahrt auf dem Bodensee beherrscht, so drängte sich in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts die Beförderung von Personen immer mehr in den Vordergrund.
1871 stellte die Badische Staatseisenbahn den ersten Salondampfer das SD Kaiser Wilhelm in Dienst. Dieses Schiff hatte erstmals neben der herkömmlichen Kajüte im Vorschiff einen großen Salonaufbau auf dem Achterschiff. Die Innenausstattung war luxuriös und das Schiff konnte 600 Personen aufnehmen. Der deutsche Kaiser Wilhelm I und der österreichische Kaiser Franz Josef I waren Gäste an Bord.
1877 stellte die Württembergische Staatseisenbahn ebenfalls einen Salondampfer in Dienst den SD Christoph II. Allerdings waren diese Schiffe mit dem hohen Salonaufbau recht windanfällig, deshalb einigte man sich darauf, zukünftig nur noch Halbsalondampfer, bei denen der achterne Salon zur Hälfte im Rumpf versenkt ist zu bauen.
Der erste Dampfer dieses Typs war 1877 der badische Dampfer Greif.
Jetzt waren die Bayern am Zug, die 1879 mit dem SD Wittelsbach einen Halbsalondampfer bekamen. Dieses Schiff, ganz nach Geschmack des bayrischen Königs Ludwig II, besaß anfangs eine drei Meter hohe Löwenplastik auf dem Vorschiff, die aber bald entfernt werden musste, weil sie die Sicht der Schiffsführung behinderte.
Bregenz war bis 1880 von den deutschen Schiffen mitbedient
worden. Doch schon lange regte sich bei den Österreichern der Wunsch nach einer eigenen
Bodenseeschifffahrt.
1884 war es soweit. Die K. & K. österreichischen Staatsbahnen stellten die ersten
beiden Dampfer in Dienst. Die Glattdeckdampfer Austria
und Habsburg. Nicht als Salonschiffe
gebaut, um sie im Falle eines Fehlschlages als Schleppschiffe verkaufen zu können. Aber
die Geschäfte der österreichischen Schifffahrt liefen gut, so dass sie nach den beiden
Schraubendampfern Caroline und Bregenz im Jahre 1885 den Halbsalondampfer Kaiser Franz Josef I in Dienst
stellte.
1887 folgte der zweite österreichische Halbsalondampfer Kaiserin Elisabeth.
1887 war für die bayrische und die österreichische Schifffahrt ein schwarzes Jahr. Am 08. Oktober 1887 kollidierte der GD Habsburg mit dem bayrischen GD Stadt Lindau vor der Lindauer Hafeneinfahrt. Der bayrische Dampfer sank, wobei drei Personen getötet wurden. Das Schiff wurde einige Wochen später gehoben, konnte aber nur noch verschrottet werden. Die Schuld lag beim österreichischen Kapitän Graf Wilhelm Mercandin, der zu neun Jahren Arrest verurteilt wurde.
Die Schweizerische Nordostbahn hatte 1884 den GD Stadt Zürich in einen Halbsalondampfer
„Zürich" umgebaut.
1887 stellte sie den Neubau SD Helvetia III
der mit seinem Klipperbug und Bugspriet Aufsehen erregte in Dienst.
Damit war die große Zeit der Salondampfschiffe gekommen. Die badische Staatseisenbahn stellte in den Jahren 1888 den SD Zaehringen, 1895 SD Stadt Ueberlingen I, 1901 SD Stadt Konstanz III und 1902 den SD Stadt Meersburg in Dienst und ersetzte damit die Glattdeckdampfer Mainau I und Friedrich. GD Leopold II wurde erst 1905 ausgemustert und GD Germania blieb noch bis 1915 im Dienst..
Bei den Württembergern wurden vier Schiffe der so genannten "Königsklasse" in Fahrt gesetzt, die Halbsalondampfer König Karl II (1890), Königin Charlotte (1892), König Wilhelm 1901 und Württemberg (1903), die die Glattdeckdampfer Olga (1892), Wilhelm II (1902) und Württemberg I (ex Kronprinz) (1904) ablösten. 1909 und 1913 folgten die letzten württembergischen Dampfer SD Friedrichshafen II und SD Hohentwiel.
Zur Lindauer Flotte stießen 1890 der SD Prinz-Regent, 1892 der SD Rupprecht, 1905 der SD Lindau und 1912 der SD Bavaria II, als Ersatz für den "Glattdecker" Maximilian (1906) und den SD Bavaria I (1912).
1892 stellte die Schweizerische Nordostbahngesellschaft den SD Säntis in Dienst, der den ehemaligen Schaffhausener Dampfer Stadt Schaffhausen ersetzte. 1897 folgt mit dem SD St. Gotthard ein weiterer Halbsalondampfer der das Glattdeck-Schiff St. Gallen I ablöste. 1905 und 1906 folgten die letzten schweizerischen Dampfschiffe SD St. Gallen II und SD Rhein III, die von den Schweizerischen Bundesbahnen, die die Nordostbahn übernommen hatten, als Ersatz für den GD Bodan (1907) in Auftrag gegeben worden waren.
Bei der österreichischen Schifffahrt kam 1892 noch der SD Kaiserin Maria Theresia dazu und 1910 der Salondampfer Stadt Bregenz, der neben dem achternen Salon einen weiteren auf dem Vorschiff hatte und dazu einen auf dem Oberdeck. Das SD Stadt Bregenz war bis 1929 das größte Bodenseeschiff.
Die Schaffhausener Dampfbootgesellschaft hatte 1870 den
Glattdeckdampfer Hohenklingen in
Dienst gestellt, der aber nach der erfolgreichen Reparatur des GD Neptun ex GD Rheinfall 1871
überflüssig wurde, nachdem auch die Badischen Staatseisenbahnen wieder den Untersee
befuhren.
Das Schiff wurde nach Friedrichshafen verkauft, wo es zuerst als „Christoph I"
später als „Mömpelgard" Dienst tat. 1903 kaufte es die Schweizerische
Dampfboot AG zurück.
Diese stellte auch mit dem GD Schaffhausen 1913 den letzten Glattdeckdampfer auf dem Bodensee in Dienst.
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
Dann brach in Europa der Erste Weltkrieg aus und verhinderte die
Indienststellung weiterer Dampfer am Bodensee.
In den Kriegsjahren 1914 -1918 ging der Personenverkehr drastisch zurück. Besonders im
Oberseelängsverkehr und in den Verbindungen zwischen dem deutschen und dem
schweizerischen Ufer war dies deutlich.
Ein großer Teil der Schiffe musste stillgelegt werden.
Besonders betroffen war die Schaffhausener Dampfboot AG, die einen Verkauf ihrer Flotte
erwog.
Das Ende des Ersten Weltkrieges war mit zahlreichen Veränderungen für die Bodenseeschifffahrt verbunden.
Es gab keine Monarchien in Deutschland und Österreich mehr und die Länderbahnen wurden 1920 dem Reichsverkehrsministerium in Berlin unterstellt, bis sie 1924 von der Deutschen Reichsbahn übernommen wurden. Für die deutschen Bodenseeschiffe waren jetzt die Reichsbahndirektionen Augsburg (für Lindau), Stuttgart (für Friedrichshafen) und Karlsruhe (für Konstanz) zuständig.
Die österreichische Schifffahrt wurde bereits 1919 von den neu gegründeten Österreichischen Bundesbahnen übernommen.
Bei den schweizerischen Gesellschaften gab es keine Änderungen.
Die Deutsche Reichsbahn verfügte nach der Übernahme der Länderbahnen über 19 Dampfschiffe. Die Dampfer Ludwig II und Christoph II wurden nicht mehr übernommen und 1920 ausgemustert.
Die Österreichischen Bundesbahnen verfügten noch über sechs Dampfer, das GD Habsburg wurde 1921 verkauft.
Die Flotte der Schweizerischen Bundesbahnen bestand aus fünf Schiffen, nachdem die Dampfer Thurgau 1912 und Zürich 1919 ausgemustert worden waren.
Die Schaffhausener Dampfboot AG hatte nach dem Krieg fünf Dampfschiffe im Dienst, das GD Arenaberg war 1918 ausgemustert worden, das SchD Stadt Radolfzell ex Caroline war von der Stadt Radolfzell 1921 für den Unterseeverkehr gekauft worden.
Das Kriegsende und der Wegfall der Monarchien in Deutschland hatte auch eine größere Umtaufaktion bei den Konstanzer, Lindauer und Bregenzer Schiffen zur Folge.
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts stieg das Verkehrsaufkommen, besonders in den Sommermonaten kräftig an. Nicht mehr der Lokal- oder Güterverkehr bestimmte die Schifffahrt, sondern der aufstrebende Tourismus an den Bodensee.
Der Beginn der Motorschifffahrt
Waren ab 1920 erst nur kleine Motorboote wie das MB Adler I oder das MB Bayern in Dienst gestellt worden, nahm 1925 das erste Motorschiff, gebaut auf der noch jungen Bodan-Werft in Kressbronn, das MS Konstanz seinen Dienst auf. Zunächst von der Stadt Konstanz für den Lokalverkehr im Konstanzer Trichter vorgesehen, wurde es bald an die Schaffhausener Dampfboot AG vermietet und 1936 bei der Beteiligung der Stadt Konstanz an der Schaffhausener Aktiengesellschaft mit eingebracht.
Das „Konstanzerli" feierte im Jahr 2005 seinen 80. Geburtstag und ist das älteste Motorschiff der Weißen Flotte auf dem Bodensee.
In den Jahren 1926 – 1928 stellte die Deutsche Reichsbahn ihre ersten Motorschiffe MS Stadt Radolfzell, MS Höri, MS Mainau I und das MB Reichenau I für den Einsatz im Unter- und Überlinger See in Dienst. Die Dampfer GD Mainau ex Stadt Konstanz II und SD Stadt Ueberlingen I wurden ausgemustert.
Im Jahr 1928 wird das erste größere Motorschiff am Bodensee in Dienst gestellt. Das Bregenzer MS Oesterreich, das wegen seiner luxuriösen Ausstattung und wegen seines wirtschaftlichen Betriebes sofort überzeugt. Es ersetzt den GD Bezau ex Austria.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der
Bodenseeschifffahrt wird 1928 mit der Betriebsaufnahme der Fährverbindung Konstanz-Staad
– Meersburg durch die Stadt Konstanz gesetzt. Dieses erfolgreiche Projekt
ist insbesondere ein Verdienst des damaligen Konstanzer Verkehrsbürgermeisters Fritz
Arnold.
Das Motorfährschiff Konstanz I
transportierte bereits am ersten Betriebstag 57 Pkws, 22 Motorräder und 548 Personen.
Bereits 1930 wurde der Betrieb mit der neuen MF
Konstanz (II) vergrößert.
Im Jahr 1929 kann die Deutsche Reichsbahn vier Neubauten in Dienst stellen. Das große Unterseemotorschiff Mettnau, die Auto- und Eisenbahnmotorfähre Schussen und die beiden Großbauten SD Stadt Überlingen II und MS Allgäu.
Die Reichsbahn hatte bereits 1926 beschlossen, zwei Neubauten mit
einem Fassungsvermögen von je mindestens 1.000 Personen in Auftrag zu geben.
Da man noch wenig Erfahrung mit Motorschiffen dieser Größe hatte, und um einen Vergleich
ziehen zu können, wurde das neue Schiff für Konstanz als Salondampfer, das neue Lindauer
Schiff als Motorschiff bestellt.
Am 21. September 1929 wurde das neue SD Überlingen II in Konstanz in Dienst gestellt und ersetzte den SD Baden. Das größte Dampfschiff, das sich jemals auf dem Bodensee im Einsatz befand, konnte 1.000 Personen aufnehmen, und wurde gleich im Kursverkehr auf dem Obersee eingesetzt.
Bereits am 14. August 1929 fand die Jungfernfahrt des neuen
Lindauer MS Allgäu statt, das den SD Augsburg ex Wittelsbach
ablöste. Das bis 2002 tonagemäßig größte Fahrgastschiff auf dem Bodensee, übertraf den SD Stadt Überlingen II noch um rund 70
Tonnen.
Das MS Allgäu, das damals, mit Doppelschraubenantrieb und Ruderblatt, schwer zu
manövrieren war, wurde fast ausschließlich für Sonderfahrten eingesetzt.
In den Jahren 1930 – 1932 wurden die Motorschiffe Schienerberg, Kempten, Augsburg, Ravensburg und Baden I in Fahrt gesetzt, die vorerst keine Dampfer ersetzten. Die Schiffe Kempten, Augsburg und Ravensburg waren so genannte „Winterschiffe", weil sie ein höheres Einstiegsdeck besaßen und so das Einsteigen bei niedrigem Wasserstand im Winter erleichterten. Diese Schiffe und das MS Baden I waren die ersten Bodenseeschiffe, die einen Voith-Schneider-Antrieb erhielten.
Bei diesem Antrieb sind zwei senkrechte Propeller im Heck des Schiffes platziert, bei welchen sich die Flügel verstellen lassen und die dadurch das Schiff antreiben und gleichzeitig steuern. Schiffe mit VS-Antrieb können auf der Stelle drehen und sind daher auch auf engstem Raum gut zu manövrieren.
In den Jahren 1932 und 1933 stellen die Schweizerischen Bundesbahnen ihre ersten Motorschiffe MS Thurgau und MS Zürich in Dienst, die auch heute nach wie vor im Einsatz sind. Diese Schiffe ersetzten die Dampfer Helvetia III und Säntis, die beide im Bodensee im 200 Meter-Graben versenkt wurden, weil die Verschrottungskosten zu hoch waren.
1935 wird das MS Allgäu in ein Dreideckschiff umgebaut und kann jetzt 1.500 Fahrgäste aufnehmen. Im gleichen Jahr werden die Dreideck-Schiffe MS Baden II (Konstanz) und MS Deutschland (später: MS Überlingen II; Lindau) in Dienst gestellt, die die Dampfer Greif (1933) und Nürnberg (1937) ersetzen.
1936 stellte die Schaffhausener Dampfboot AG ihre ersten beiden Motorschiffe MS Arenenberg I und MS Munot I in Dienst. Das MS Arenenberg I wurde 1983, das MS Munot I erst 1997 ausgemustert.
Das MS Radolfzell (1936) war der letzte Neubau für die deutsche Unterseeflotte vor dem Zweiten Weltkrieg und ersetzte das MS Stadt Radolfzell, dessen Antriebsanlage nicht befriedigen konnte.
Die letzten großen Neubauten der Deutschen Reichsbahn waren 1937 die Motorschiffe Karlsruhe (Konstanz) und Schwaben (Friedrichshafen), die die Dampfer Stadt Konstanz III und König Wilhelm ablösten.
1938 und 1939 kaufte die Deutsche Reichsbahn drei Motorboote für den Lokalverkehr Lindau – Strandbad Eichwald, die aber im Zweiten Weltkrieg verloren gingen.
Zwischen 1929 und 1936 wurden die Dampfschiffe Lindau, Bavaria II, Hohentwiel, Friedrichshafen II, Stadt Meersburg, St. Gallen und Rhein III modernisiert und umgebaut. Sie erhielten einen zusätzlichen Salon auf dem Vorschiff, einen weiteren auf dem Oberdeck. Damit konnten die Fahrgastzahlen deutlich erhöht werden.
Die politische Lage hatte nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten 1933 erheblichen Einfluss auf die Bodenseeschifffahrt.
Die Bodenseeschiffe wurden immer mehr für Sonderfahrten der NS-Gesellschaft „Kraft
durch Freude" benutzt. Die deutschen Schiffe wurden durch schwarz-weiß-rote
Schornsteinringe gekennzeichnet.
Auch auf die Österreichische Schifffahrt hatte die deutsche Politik Einfluss. Aufgrund der am 1. Juni 1933 verhängten „1000-Markstrafe" wurde Bregenz von den deutschen Schiffen nicht mehr angefahren. Die österreichische Schifffahrt beschränkte sich auf eine tägliche Oberseekursfahrt und einzelne Sonderfahrten zum Schweizer Ufer. Die Grenzöffnung am 28. August 1936 setzte dem ein Ende.
Am 12. März 1938 wurde Österreich vom Deutschen Reich annektiert und damit die Österreichische Schifffahrt aufgelöst. Die verbliebenen Dampfschiffe Bludenz und Stadt Bregenz, das MS Oesterreich und das sich im Bau befindliche MS Austria wurden dem Maschinenamt Lindau unterstellt. Das Trockendock und die Werkstätten in Bregenz wurden abgerissen und das MS Austria unter dem Namen „Ostmark" 1939 in Dienst gestellt.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte zunächst keine Folgen für die Bodenseeflotte. Erst mit Beginn des Russlandfeldzuges wurden Roh- und Treibstoffe rationalisiert. Die Motorschiffe wurden stillgelegt und der Schiffsverkehr mit den verbliebenen Dampfschiffen bewältigt.
Der 1940 begonnene Bau des MS Konstanz wurde nicht fortgesetzt und das Schiff nicht fertiggebaut.
1943 erhielten die Schiffe einen blau-grauen Tarnanstrich zum Schutz vor Fliegerangriffen. Die Schiffe MS Schwaben und MS Oesterreich wurden von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und als Versuchsschiffe für Unterwasserortungsgeräte bzw. Torpedofangschiffe verwendet.
Dennoch wurden bei Fliegerangriffen die Motorschiffe Baden II, Höri und Schienerberg in Ludwigshafen beschädigt und die Dampfschiffe Friedrichshafen II und Württemberg zerstört.
Das mit Luftabwehrgeschützen vor Friedrichshafen ankernde SD Königin Charlotte wurde bei Luftangriffen schwer beschädigt und Ende 1944 abgebrochen.
Die schweizerischen Schiffe in Romanshorn sind während des Krieges fast alle stillgelegt. Die mittlerweile in Schiffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein umbenannte Schaffhausener Schifffahrt hält den Rheinverkehr aufrecht, muss ihre Schiffe teilweise aber mit Holz befeuern.
Als sich 1945 die Alliierten Streitkräfte dem Bodensee nähern,
kommt der NS-Befehl, alle in Lindau und Bregenz stationierten Schiffe zu versenken.
Um dies zu verhindern, werden die betroffenen Schiffe, nach Verhandlungen zwischen der
Deutschen Reichsbahn und der Schifffahrtsinspektion Romanshorn, in einer
Nacht-und-Nebel-Aktion am 25. /26. April in den Schweizer Häfen schutzinterniert.
Am 17. Mai wurden die Schiffe unter Aufsicht eines französischen Marinekommandos in ihre
Heimathäfen zurückgebracht.
Es dauerte aber bis Oktober 1945 bis wieder ein Kursschiff den Obersee befahren durfte. Das SD Stadt Bregenz, mittlerweile wieder in Bregenz stationiert durfte an drei Wochentagen einen Oberseelängskurs fahren.
1946 durften schweizerische Schiffe mit französischer Genehmigung Sonderfahrten zum deutschen Ufer durchführen.
Im Januar 1948 wurde der Trajektverkehr zwischen Friedrichshafen und Romanshorn wieder aufgenommen und ab 15. Mai 1948 durften auch Kursschiffe diese Strecke befahren.
Nach dem Krieg mussten zunächst die Schiffe die während des Krieges nur mäßig gewartet worden waren überholt und instand gesetzt werden.
1949 wurden die Dampfer Zaehringen und München modernisiert.
Die Österreichischen Bundesbahnen verfügten nach der Übernahme der Bregenzer Flotte 1945 über die Dampfschiffe Bludenz und Stadt Bregenz und das MS Austria (ex Ostmark). Das MS Oesterreich war zuerst von der deutschen, später von der französischen Kriegsmarine als Torpedoversuchs- und Fangschiff benutzt worden und lag von 1946 bis 1948 total demoliert in Kressbronn. Es wurde 1951 – 1953 repariert und umgebaut.
Die Nachkriegsjahre - Neuanfang
In den Jahren 1950 – 1954 veranstaltete der
Verkehrsverein
Lindau die legendären „Rennen um das Blaue Band des Bodensees". Diese
Wettfahrten gingen über 10 Kilometer von der alten Rheinmündung bis zum
Lindauer
Hafen.
Die Rennen 1950, 1951 und 1953 gewann souverän das ÖBB Motorschiff Austria, das heute noch als schnellstes
Schiff der Weißen Flotte gilt. Die Rennen 1952 (es nahmen ausschließlich Dampfer teil) und 1954 (ohne das MS Austria) gewann das Konstanzer SD Stadt Überlingen II. Da die Rennen Schäden an den Motoren und Antriebsanlagen verursachten wurden nach 1954
keine Wettfahrten mehr durchgeführt.
1952 übernahm die Deutsche Bundesbahn (DB) die deutschen Schiffe und stellte ihr erstes Nachkriegsmotorschiff Friedrichshafen in Dienst.
Diesem Schiff folgten im Jahr 1953 sieben Motorboote, darunter vier der, wegen ihrer Namen so genannten Raubvogelklasse und zwei Omnibusboote.
Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) stellten 1955 und 1956 zwei Motorboote für den Ausflugsverkehr in Dienst.
1956 ergänzen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ihre Flotte um das MS Säntis, und modernisieren 1958 und 1960 die Motorschiffe Thurgau und Zürich.
1956 und 1957 stellt die Schaffhausener Schifffahrtsgesellschaft die Motorschiffe Kreuzlingen und Stein am Rhein in Dienst, die die 1939 ausgemusterten Dampfer Neptun und Schweiz und den 1957 ausgemusterten Dampfer Hohenklingen ersetzten.
Das Ende der Dampfschifffahrt - Modernisierung der Flotten
Die DB stellt in den Jahren 1957 und 1958 die Lindauer Neubauten MB Milan und MS Grünten (ab 1964 MS Lindau) in Dienst, die die Dampfer München und Bavaria II ablösten. Das MS Allgäu war bereits 1954 auf Voith-Schneider-Antrieb umgebaut worden und wurde nun häufig im Kursverkehr eingesetzt.
Auch die Konstanzer Stadtwerke vergrößerten ihre Fährschiff-Flotte mit den Schiffen Konstanz II (Bodan) (1939), Linzgau (1952), Thurgau (1954), und Hegau (1957) und verfügten 1960 bereits über sechs Motorfähren.
1940 hätte der Hafen Friedrichshafen ein Motorschiff „Stuttgart" von der Größe des MS Allgäu erhalten sollen. Der Krieg verhinderte dies. 1960 war es dann soweit. Das MS Stuttgart, gebaut auf der Bodan-Werft in Kressbronn nahm seinen Dienst auf und ersetzte den SD Lindau, der 1946 nach Friedrichshafen verlegt worden war.
Am 1. April 1960 ging eine beeindruckende Schiffskarriere zu Ende. Das Konstanzer SD Zaehringen wurde nach 72 Dienstjahren ohne nennenswerte Zwischenfälle ausgemustert. Als Ersatz wurde das MS Kempten von Lindau nach Konstanz verlegt.
Zusätzlich erhielt der Hafen Konstanz 1960 das SD Hohentwiel das den SD Stadt Meersburg ersetzte und 1961 den Neubau MS Reichenau das die Namensvorgängerin ablöste.
Am 18. November 1961 kam es in der Bodan-Werft in Kressbronn zu einem schweren Explosionsunglück. Dabei wurde der DB-Neubau MS München schwer beschädigt und konnte erst drei Monate später in Dienst gestellt werden. Das schon zur Ausmusterung anstehende SD Hohentwiel wurde für die Saison 1962 noch einmal angefeuert und erst am 1. November 1962 ausgemustert.
Mit dem Neubau MS Konstanz 1964, das das letzte deutsche Dampfschiff Stadt Überlingen II ersetzte wurde das Neubauprogramm der DB beendet.
In den Jahren 1963 – 1969 wurden neun kleinere und mittlere
Motorschiffe und –boote ausgemustert. Dies waren die Schiffe Mettnau (1963), Hegau
(1964), Mainau (1965), Ravensburg (1967), Augsburg (1968), Radolfzell (1968) und Höri (1969) und die Boote Reutin (1964), Forelle (1964) und Hecht (1964).
Grund dafür war vor allem der Wegfall von Schiffskursen im Lokalverkehr und auf
dem Untersee. Außerdem wurde seit den 50er Jahren der Kursverkehr im
Winterhalbjahr immer weiter ausgedünnt. Mit dieser deutlichen Verkleinerung der
Flotten werden auch die Schiffswerften in Lindau (1961) und Konstanz überflüssig und
geschlossen.
Die SBB stellte 1958 die Motorfähre Romanshorn in Dienst und 1966 die Auto- und Eisenbahnfähre Rorschach, die die DB 1984 als MF Friedrichshafen charterte. Am 29.05.1976 wurde der letzte Eisenbahntrajektverkehr auf der Strecke Friedrichshafen-Romanshorn eingestellt. Die Fähre "Schussen" war noch bis 1983 als Autofähre im Einsatz.
Außerdem stellte die SBB 1967 das schweizerische Flaggschiff MS St. Gallen in Dienst, das den letzten schweizerischen Dampfer Rhein III ablöste. (SD St. Gallen wurde 1960 ausgemustert)
Die Schaffhausener erweiterten 1965 ihre Flotte mit dem MS Thurgau und dem Rundfahrtenboot Ursula. Am 24. Mai 1967 trat der GD Schaffhausen als damals letztes Dampfschiff auf dem Bodensee seine letzte Fahrt zum Abwracken nach Romanshorn an.
1970 erhielt Schaffhausen ein neues MS Schaffhausen.
Die ÖBB hatten 1954 nach erfolgreicher Instandsetzung des MS Österreich den SD Bludenz außer Dienst gestellt und ersetzten 1965 ihr letztes Dampfschiff Stadt Bregenz durch das MS Vorarlberg, einem Dreideck-Motorschiff ähnlich den Schiffen Stuttgart und München.
Auch die Konstanzer Fährflotte wuchs in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts an. Das MF Fritz Arnold ersetzte das MF Meersburg I ex Konstanz I. Das MF Fontainebleau ersetzte 1970 das MF Konstanz (II) und das MF Konstanz III ersetzte 1975 das MF Meersburg II ex Bodan.
In den 70er Jahren ging der Lokalverkehr zwischen Lindau und dem
Strandbad Eichwald so stark zurück, das er eingestellt wurde.
Seit 1977 gibt es im Winter keinen Kursverkehr der Weißen Flotte mehr. Bis 1973
wurde die Strecke Konstanz-Meersburg ganzjährig befahren.
Die Nachfrage nach Rundfahrten nahm dagegen zu, so dass die kleinen Motorboote der Raubvogelklasse nicht mehr genügten.
Im Jahr 1980 wurde bei der Weißen Flotte die Einteilung der Freidecks und Salons in die 1. und 2. Klasse aufgehoben.
1980 erweiterte die DB ihre Flotte um das MS Mainau II, das zunächst zwischen Meersburg und der Insel Mainau verkehrte und 1989 nach Lindau verlegt wurde.
Im gleichen Jahr (1989) erwarb die DB das MS Uhldingen für den Hafen Konstanz.
1984 kaufte der neugegründete Verein „Internationales Bodenseeschiffahrtsmuseum" das 1965 zum Segelheim in Bregenz gewordene SD Hohentwiel und rettete es vor der Verschrottung. Das Schiff wurde restauriert und in den Originalzustand von 1913 zurückversetzt.. 1990 lief das Dampfschiff zu seiner zweiten Jungfernfahrt aus. Es wird heute von der Hohentwiel-Schiffahrtsgesellschaft mbH betrieben, die die "Hohentwiel" zu Rund- und Charterfahrten einsetzt.
Eine neue Schiffsgeneration - Privatisierung der staatlichen Schifffahrt
1989 stellte die DB nach 25 Jahren wieder ein Neubauschiff in Dienst, das MS Graf Zeppelin. Dieses Schiff, hauptsächlich für Sonderfahrten und Veranstaltungen gedacht, ersetzte das in Reserve stehende MS Kempten.
In den Jahren 1981, 1989, 1990, 1995 und 2001 verkaufte die DB die Raubvogel-Boote Sperber, Falke, Habicht, Adler II und Wasserburg ex Milan.
Die Schaffhausener Schifffahrtsgesellschaft ersetzte 1983 ihr MS Arenenberg I durch das MS Arenenberg II und stellte 1997 ihr neues Flaggschiff MS Munot II, das das MS Munot I ersetzte in Dienst.
Die ÖBB stellte 1990 mit dem MS Stadt Bregenz ein mittelgroßes Motorschiff für Ausflugsfahrten in Dienst, welches das MB Dornbirn ablöste.
Die Konstanzer Stadtwerke erweiterten ihre Fährflotte mit den MF Meersburg III (1980 für MF Linzgau) und MF Kreuzlingen auf sieben Schiffe, so dass jetzt sechs Fähren gleichzeitig Dienst tun und eine in Reserve steht.
1994 stellte die zur Deutschen Bahn AG gewordene DB das MS Königin Katharina in Dienst, das das MS Meersburg ex Schienerberg im Unterseeverkehr ablöste.
1996 stellten die jetzt privatisierten Bodenseeschiffsbetriebe, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, die neue Motorfähre Euregia gemeinsam mit der ebenfalls privatisierten Schweizerischen Bodenseeschifffahrt in Dienst. Diese Fähre neben dem Einsatz auf der ganzjährigen Verbindung Friedrichshafen-Romanshorn wird auch zu Sonderfahrten und Veranstaltungen herangezogen.
1998 und 1999 folgte eine umfangreiche Renovierung der Schiffe Baden und Schwaben.
Im Jahr 1999 feierten die Vereinigten Schifffahrtsunternehmen am Bodensee 175 Jahre Schifffahrt auf dem Bodensee mit einer eindrucksvollen Flottenparade mit allen Schiffen vor Friedrichshafen.
Diese Veranstaltung war der letzte Einsatz des
Lindauer MS Allgäu, dessen
Betriebsgenehmigung Ende 1999 ablief. Die Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) konnten sich nicht
mehr zu einer Modernisierung durchringen, und so trat das größte Fahrgastschiff der
deutschen Flotte im September 2001 nach einer einjährigen Liegezeit im Lindauer Hafen und
einem kurzen Werftaufenthalt in Friedrichshafen seine letzte Fahrt zur Werft nach Fussach
an, wo es im Frühsommer 2002 verschrottet wurde.
Im Sommer 2001 war das MS Kempten
verschrottet worden, das nach 11 Jahren Liegezeit im Konstanzer Hafen zunächst als
Restaurant in Meersburg einen Platz finden sollte. Diese Pläne zerschlugen sich im Winter
2000/2001 und so wurde das vom MS Konstanz
nach Fussach geschleppte ehemals bayrische Motorschiff abgebrochen.
Auch die Schiffahrts AG Untersee und Rhein musste
sich nach empfindlichen Einbußen im Hochwasserjahr 1999 von ihrem MS Kreuzlingen trennen, dessen
Unterhalt und eine notwendige Erneuerung nicht mehr tragbar sind.
Das Schiff wurde von einem einheimischen Unternehmen gekauft und wird zukünftig ab
Diessenhofen eingesetzt.
Erstmals seit 47 Jahren sollte im Oktober 2001 wieder eine "Wettfahrt um das Blaue Band des Bodensees" ausgetragen werden, bei der es diesmal nicht nur um Schnelligkeit sondern auch um Geschicklichkeit und Manövrierfähigkeit gehen sollte. Das Rennen zu dem sich neben acht Wettkampfschiffen der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen auch fünf Zuschauerschiffe vor Immenstaad trafen, konnte wegen des dicken Nebels nicht ausgetragen werden. Es wurde zu einer kleinen Flottensternfahrt umfunktioniert und soll wiederholt werden.
Diese Wiederholung fand im April 2003 statt. Anlässlich der 32. Internationalen Flottensternfahrt trafen sich acht Wettkampfschiffe und fünf Zuschauerschiffe vor Meersburg. Nach einem spannenden Wettkampf, der aus schneller Fahrt, Wendemanövern und Parallelfahrt bestand, hieß der Sieger wieder einmal "Team Österreich". Das MS Austria hat zusammen mit dem MS Vorarlberg, nach 50 Jahren, erneut das "Blaue Band des Bodensees" erobert.
Nach zweijährigen Verhandlungen übernehmen die Konstanzer Stadtwerke im Mai 2003 die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB), die nach der Privatisierung der Deutschen Bundesbahn 1994 als eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG geführt wurde. Neben dem Schiffsbestand erwirbt die Stadt Konstanz auch Immobilien und Grundstücke, da die meisten deutschen Hafenanlagen der BSB gehören. Die Bodensee-Schiffsbetriebe werden weiterhin als eigenständiges Unternehmen geführt.
Aufgrund seines schlechten Zustandes erhält das MS Friedrichshafen keine Zulassung mehr und wird 2003 im Konstanzer Hafen stillgelegt.
Im Sommer 2003 wurde am Bodensee ein
rekordverdächtiger Niedrigwasserstand (für die Jahreszeit) verzeichnet.
Es kam für die gesamte Personenschifffahrt zu Behinderungen. Die Rheinstrecke
zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein musste gesperrt werden, ebenso wie der
Konstanzer Seerhein. Auch Landestellen wie Bad Schachen, Bottighofen und
Langenargen konnten nicht mehr angelaufen werden. Der "Alte Rhein"
zwischen Altenrhein und Rheineck konnte nicht mehr befahren werden.
Im Winter 2003/2004 wird das MS Karlsruhe in der SBS-Werft in Romanshorn modernisiert und umgebaut. Auch die Fähre Fritz-Arnold der Konstanzer-Stadtwerke wurde in der Werft überholt, wobei der Salon auf dem Oberdeck im Stil der 1960er Jahre neu gestaltet wurde.
Die Saison 2004 begann mit der 33. Flottensternfahrt nach Bregenz, wo die österreichische Bodenseeschifffahrt ihren 120. Geburtstag feierte. Anlässlich dieses Jubiläums fand im Vorarlberger Landesmuseum eine Sonderausstellung zur Bodenseeschifffahrt statt.
Am 05. Mai 2004 stellen die Konstanzer-Stadtwerke nach elf Jahren wieder ein neues Fährschiff in Dienst. Dieses neue Schiff, das größte, das bisher den Bodensee befahren hat, wird auf den Namen "Tábor" getauft und ersetzt die Fähre "Thurgau", die ausgemustert und verschrottet wird.
Im September 04 kommt vom
Bundesverwaltungsgericht Leipzig das endgültige OK für die neue
Schnellboot-Verbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen. Das Gericht musste
eingeschaltet werden, nachdem Naturschützer und Bodensee-Fischer gegen den
Betrieb einer Schnellbootverbindung geklagt hatten. Der
Bodensee-Katamaran kann gebaut werden. Im Winter 2004/2005 werden die
vorbereiteten Schiffsteile für die zwei neuen Schnellboote aus Japan an die
Bodan-Werft Kressbronn geliefert, wo sie im Frühjahr 2005 zusammengebaut
werden.
Am 01.07.2005 werden die beiden Bodensee-Katamarane
auf die Namen "Constanze"
und "Fridolin" getauft
und feierlich in Dienst gestellt.
Zum Jahresende 2004 wird MS Lindau stillgelegt. Grund ist der schlechte Zustand der Antriebsanlage.
Im Jahr 2005 feiert die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft ihr 150jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird in Romanshorn ein großes Hafenfest veranstaltet, zu dem die diesjährige Flottensternfahrt führt.
Die Schweizerischen Bundesbahnen wollen ihre Aktienmehrheit an der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) an die Stadt Konstanz verkaufen, die zwei Jahre nach dem Erwerb der Bodensee-Schiffsbetriebe einen weiteren Schiffsbetrieb, mit eigener Werft in Romanshorn übernehmen wollen. Die Verhandlungen ziehen sich das ganze Jahr 2005 hin, nachdem ein Mitarbeiter der SBS sein Aktien-Vorkaufsrecht geltend machen will.
Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wollen im Jahr 2005 ihren Geschäftsbereich "Bodensee-Schifffahrt", bestehend aus Grundstücken und Immobilien am Hafen von Bregenz und sechs Schiffen, verkaufen. Den Zuschlag erhalten im November die Vorarlberger Illwerke (74,9%) sowie der Touristikunternehmer Walter Klaus (25,1%). Zum Jahreswechsel erfolgt der rechtliche Übergang. Der Schiffsbetrieb firmiert zukünftig als Vorarlberg Lines - Bodenseeschifffahrt.
Zum Jahresende 2005 scheidet das mittlerweile 70jährige MS Überlingen (II) aus dem aktiven Dienst aus und wird am 10. Dezember 2005 mit einem ganztägigen Sonder-Kursverkehr zwischen Konstanz und Überlingen verabschiedet. Grund ist die ablaufende Betriebsgenehmigung und der hohe Aufwand für eine Renovierung. MS Überlingen wird Anfang 2006 verschrottet.
Im Winter 2005/2006 wird das MS Mainau (II) an den Plattensee nach Ungarn verkauft, wo es jetzt als MS Klara verkehrt.
Anlässlich der Flottensternfahrt nach Lindau wird das neueste Flottenmitglied der Vorarlberg Lines am 29.04.06 auf den Namen "Alpenstadt Bludenz" getauft. Das neue 250-Personenschiff wurde 2004 von der Bodan-Werft, Kressbronn gebaut und als MS Bodan für Schiffscharter angeboten. Im Rahmen eines Auftrags der Vorarlberg Lines für ein Neubauschiff für 2007 wurde das kleine Schiff mitverkauft.
Die zweite große Schiffstaufe 2006 fand am 01.07. im Lindauer Hafen statt. Hier wurde das neue BSB-Galerieschiff MS Lindau (III) feierlich in Dienst gestellt. Dieses Schiff ersetzt seine Namensvorgängerin MS Lindau (II) und wird für Kurs-, Rund- und Charterfahrten eingesetzt.
Parallel zur Fertigstellung von MS Lindau (III) wird in der Bodan-Werft das Fährschiff Hegau der Konstanzer Stadtwerke verschrottet, das Ende 2004 ausgemustert worden war.
Im Dezember 2006 enden die fast zwei Jahre
dauernden Verkaufsverhandlungen über die Aktienmehrheit an der SBS AG. Nachdem
die Stadtwerke Konstanz 2005 schon wie der sichere Käufer aussahen, wurde der
Schiffsbetrieb 2006 erneut zum Verkauf ausgeschrieben, nachdem von Seiten der
Mitarbeiter, der Schweizerischen Bevölkerung und Politik heftige Proteste gegen
einen Verkauf an Deutschland laut wurden. Sieger dieses Bieterwettbewerbes war
die IG Bodensee, ein Zusammenschluss von Schweizer Investoren und dem Vorarlberg
Lines-Besitzer Walter Klaus. Es wird also in Zukunft zu einer noch engeren
Zusammenarbeit der Österreichischen und Schweizer Bodneseeschifffahrt kommen.
Am 28. Januar 2007 wird der dritte Bodensee-Katamaran auf den Namen "Ferdinand"
getauft und in Friedrichshafen feierlich in Dienst gestellt.
60 Jahre nach dem Besuch von Kindern aus dem zerstörten Nachkriegsdeutschland in der Schweiz erinnern über 2.000 Freizeit- und Fahrgastschiffe mit einer einmaligen Schiffskette zwischen Friedrichshafen und Romanshorn an diese freundnachbarschaftliche Aktion. Organisiert wurde dieses Ereignis vom Verein "Schweizer Kinder".
Im Winterhalbjahr 2007/2008 wird das Konstanzer MS München für 2,3 Millionen Euro komplett überholt und modernisiert.
Nach zweijähriger Bauzeit kann am 18.09.2008 das Österreichisch/Schweizerische Eventschiff MS Sonnenkönigin, ein Projekt des Vorarlberg Lines - Eigentümers Walter Klaus vor Friedrichshafen getauft und in Dienst gestellt werden. Mit diesem nun größten Personenfahrgastschiff auf dem Bodensee sollen Charter- und Eventfahrten für exklusive Veranstaltungen angeboten werden. Heimathäfen sind Bregenz und Rorschach.
Zum Saisonende 2008 wird das 53jährige MB Feldkirch von den Vorarlberg Lines ausgemustert und in Fussach abgestellt.
Zwischen den Jahren
(31.12.2005)
Zeit für einen kleinen Jahresrückblick
(31.12.2006)
Und wieder ist ein Jahr vorbei...
(31.12.2007)
Fußball, Denkmäler und eine Königin
(31.12.2008)
Wieder ist ein Jahr vorbei...
(31.12.2009)
Das war 2010...
(31.12.2010)
Das war 2011...
(31.12.2011)
Das war 2012...
(31.12.2012)
Das war 2013...
(31.12.2013)
Das war 2014...
(31.12.2014)
Das war 2015...
(31.12.2015)
Das war 2016...
(31.12.2016)
Das war 2017...
(31.12.2017)
Das war 2018...
(31.12.2018)
Das war 2019...
(31.12.2019)
Das war
2020...
(31.12.2020)